Diskussionen

Eine Runde um den Block gefällig?

Karabiner
Ketten müssen gesichert sein. Ein Grundkurs in Blockchain-Technologie macht Sinn.

bitcoinblog.de ist ein Blog, der nahezu täglich aus dem Kryptowährungs—Universum berichtet. Bitcoin-Kurse, Altcoins, neue Wallets, Hardforks, Softforks usw., es wird berichtet und analysiert.

(Eine Bitte: Steigt bitte trotz der Buzzwords an dieser Stelle noch nicht aus! Der Text erdet sich gleich wieder.)

Vor wenigen Wochen startete im Blog eine Sommer-Umfrage unter den Leserinnen und Lesern und es ging um die eigenen Erfahrungen mit Kryptowährungen. Eine Frage am Ende der Liste war, wie viele Menschen im Umfeld der Befragten aufgrund der eigenen „Missionierungstätigkeit“ ebenfalls Bitcoins oder Alternativen gekauft haben. Die Tendenz ging gegen Null.

So ist das nun mal. Bitcoins, Kryptozeugs und alternative Währungen scheinen Phänomene zu sein, die nur Nerds, IT-Menschen, Informatik-Studierende oder Risikokapitalgeber interessieren. Weit ab davon, dass sich gemeinnützige Organisationen damit beschäftigen müssen. Schließlich liegen die Online-Fundraising Einnahmen flächendeckend unter 5 Prozent, mobile Spenden sind -Ausnahmen ausgenommen- nahezu nicht messbar. Und jetzt auch noch über Bitcoins nachdenken?

Die Investitionen in den Umbau der Systeme und besonders dem Aufbau von Knowhow kostet das x-fache von den zu erwartenden Einnahmen. Vielleicht, wenn überhaupt, dann sind Bitcoin-Spenden etwas für die Weihnachtskampagne von Wikimedia, denn dort sitzen ja die Spender, die das alles verstehen und vielleicht bereit sind, Bitcoin-Anteile zu spenden.

New Kids on the block 1990
Die New Kids on the Block 1990. Haben zwar nichts mit Blockchains zu tun, schmücken diesen Text aber ungemein und sagen folgendes aus: Jeder, der die Jungs noch kennt, gehört vermutlich zu der Generation, die diesen Text besonders lesen sollte.

Aber es geht gar nicht um Online-Fundraising!

Diese Gedanken sind zum Teil gar nicht so unklug, gehen aber nicht weit genug. Das, was da gerade geschieht, hat mit Online-Fundraising tatsächlich nur wenig zu tun. Bis die ersten wirklich relevanten Spenden als Bitcoins eingehen werden, vergeht noch Zeit. Es geht um mehr, viel mehr. Es geht um die komplette Umstellung eines vorhandenen gesellschaftlichen Systems, wie Menschen wirklich wichtige Transaktionen abwickeln, diese transparent, sicher und unabhängig machen.

Die Technik hinter Kryptowährungen basiert auf dem System der Blockchain. Dieser Begriff geistert bereits seit Monaten durch die klassischen Breitenmedien, ausgelöst durch den aktuell sehr stark steigenden Kurs des Bitcoins. Durch diese vermeintliche Investitionschance (Achtung, siehe Disclaimer unten.) wird das Thema auch für jene attraktiv, die lediglich die Euro-Zeichen in den Augen haben. Keine Zeit, kein Spiegel Online oder Focus, der nicht über die vermeintliche neue Wunderwährung berichtete, so dass jeder die Basics jeder verstehen soll.

Die Blockchain kann man nicht in drei Sätzen erklären! Selbst in drei Abschnitten gelingt es selten.

Die Blockchain ist eine Technik, die „nichts anderes“ macht, als Transaktionen zwischen verschiedenen Parteien pseudonym und transparent zu generieren für alle Ewigkeit darzustellen. Für diese Speicherung sorgen dezentral verteilte Rechner-Knoten, so dass ein Zentralsystem vermieden wird. Ob eine Transaktion gültig ist und somit Teil der Blockchain wird, dafür sorgen mathematisch basierte Krypto-Logiken und Verschlüsselungssysteme. Ist sie es, so wird sie in die Kette aufgenommen. Ist sie es nicht, so wird sie abgelehnt. Sämtliche Basisvereinbarung der Blockchain sind offen einsehbar und halten jeder Überprüfung stand.

Eine bestimmte Anzahl an Transaktionen passt in einen Block. Ist dieser Block voll, dann wird ein neuer generiert und an die vorhandenen angehängt. So entsteht eine stets wachsende Kette aus Blöcken. Diese Kette ist von jedem Rechner einsehbar und kopierbar, so dass Störungen oder Beschädigungen nahezu ausgeschlossen sind. Und die Blockchain kann noch mehr als digitale Währung und Bankgeschäfte. Es besteht die Möglichkeit, nahezu jede Art einer vertraglichen Transaktion und Absprache für die Nachwelt sicher, nachvollziehbar und transparent darzustellen.

Klingt kompliziert, ist es auch. Und passt daher so gar nicht in unsere 140-Zeichen Welt, in der alles kurz und knapp erklärt werden muss. Dieser Text hier soll auch nicht der Versuch sein, diese Aufgabe zu lösen.

 

Globus im Haus der Natur
Die Blockchain wird die Welt verändern.

Da passiert was mit uns.

Und das was da passiert ist nichts anderes als der Umbau des globalen Finanzwesens. Weg vom Vertrauen in Zentralinstanzen, hin zu vernetztem Vertrauen auf Basis mathematischer Berechnungen und Quasi-Anonymität. Dass da was geschieht ist erkennbar daran, dass Zentralinstitute und Banken teils massiv vor der Blockchain-Technologie warnen, manche Staaten sie verbieten, während andere genau den gegenteiligen Weg wählen. Japan erkennt den Bitcoin und damit die Blockchain Technologie als offizielles Zahlungsmittel an. Renault experimentiert mit der Blockchain als eigener Datenbank (Was allerdings eher kontraproduktiv sein kann.), die EU fördert Blockchain basierte Vorhaben. Und Menschen gehen steil und sind sehr dumm, um bloß irgendwie Teil des Ganzen zu sein.

Kerngedanken:

Die ersten Nonprofits erkennen, was dort passiert.

Und diese Liste wird sich schnell weiter entwickeln, je mehr Aufmerksamkeit das Thema Blockchain bekommt und je mehr Medien darüber berichten werden.

Denn sie ist eins: Kostengünstig, nahezu unkaputtbar und vor allem das, was alle gemeinnützige Organisationen möchten: transparent!

Jeden Tag entsteht Neues im Blockchain-Universum. Transaktionen werden noch einfacher. Bereits jetzt kann jedes moderne Smartphone mit Kryptowährungen umgehen. Und die Bedienbarkeit wird weiter verbessert, Geld in Entwickler und Firmen investiert, so dass es die breite Masse einsetzen wird. Einiges wird scheitern, vieles sich aber durchsetzen.

tl;dr

Okay, bis die ersten Zuwendungsbestätigungen über die Blockchain dargestellt werden, das wird noch dauern. Gerade im Digitalbrachland Deutschland. Die Quintessenz dieses Beitrag ist aber eine dringende Bitte:
Beschäftigt euch mit Blockchain-Technologie! Und dies ganz jenseits von Online-Fundraising. Da geschieht etwas Großes. Vor unseren Augen findet eine Disruption statt. Keine Evolution! Investiert in Know-How in euren Organisationen, egal wie groß sie ist. Wir sollten von Anfang an mit dabei sein.

Ein wenig mehr Input zur Blockchain gibt’s drüben beim Deutschlandfunk. Und hier mit der Maus.

Disclaimer:

Dieser Artikel möchte vieles, aber nicht, dass ihr euch nun unüberlegt in Blockchains, Bitcoins oder Kryptowährungen stürzt. Bitte investiert nur dort, wo ihr euch sicher seid, dass ihr es versteht. Dieser Artikel soll keine Vorlage für unüberlegtes Geldausgaben sein, sondern möchte lediglich und voller Überzeugung auf gerade entstehende Entwicklungen hinweisen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich :-).

 

(Bild: “Jonathan Knight and Joey McIntire at the 1990 Grammy Awards” von Alan Light unter einer Creative Commons Lizenz BY-SA 2.0 )

Maik Meid
Author Maik Meid

Ruhrgebietskind. Jg. 1976, lebt in Hattingen, freiberuflicher Fundraising-Manager (FA). Seit >20 Jahren für Nonprofits tätig. Unterstützer für Fundraising und digitale Kommunikation, Foto- und Videograf. Studienleiter an der Fundraising Akademie. Begleitet Nonprofits durch den digitalen Dschungel. Macht das Fundraising Radio.

Write A Comment

*