Ein Profil auf Twitter, Facebook und Co. ist schnell angelegt und den meisten fällt die Betreuung der Accounts auch nicht schwer. Dennoch sind nur vergleichsweise wenig gemeinnützige Organisationen wirklich erfolgreich mit ihrem Auftritt in sozialen Medien insbesondere im Social Media Fundraising.
Dabei wiederholen sich bestimmte Fehler in fast allen Organisationen. Viele davon sind den zuständigen Mitarbeitern bekannt, lassen sich aber aufgrund zeitlicher und organisatorischer Widrigkeiten nur ungenügend beheben.
10 Fehler die wir alle machen, soll zeigen, dass es keine 100-prozentige Vermeidung aller Fehler gibt. Dennoch soll die Liste eine Anregung sein, Social Media langfristig zu denken und auf die eigenen Ziele auszurichten.
Vortrag auf der re:campaign 2013. Die Folien können auf Slideshare heruntergeladen werden.
1. Wir sagen Social Media und meinen Facebook
Facebook ist zur Zeit der „Marktführer” unter den sozialen Netzwerken. Soziale Netzwerke neigen zu Monopolbildungen, weil ihr Nutzen in der Regel größer wird, je mehr Freunde dort auch ein Profil haben. Aber: Social Media ist mehr als Facebook! Es gibt kleine Communities die sich mit sehr speziellen Themen oder Zielgruppen beschäftigen und es gibt viele Möglichkeiten soziale Interaktion auch auf die eigene Homepage zu bekommen.
Auch wenn Facebook für viele Organisationen zur Zeit das Netzwerk der Wahl ist, so zeigt sich hier nur der Kulturwandel in der Kommunikation von und mit Organisationen. Wir üben an Facebook sozusagen die Kommunikation die auch auf andere Netzwerke übertragbar sind und uns erhalten bleibt, auch wenn es Facebook irgendwann einmal nicht mehr gibt.
2. Wir denken in Inhalten nicht in Communities
Soziale Medien heißen nicht umsonst sozial. Hier geht es um Gemeinschaft/Community. Wir sind alle in sozialen Organisationen. Eigentlich sollte es uns nicht so schwer fallen den Gemeinsinn in den Vordergrund zu stellen. Dennoch denken wir viel zu oft in Inhalten und ihrer Verbreitung. Jedoch ist der Hauptgrund für Engagement oft die Gemeinschaft in der man sich aufgehoben fühlt.
Stellen wir den Austausch in den Vordergrund, denken wir bei unserer Zielgruppe in Communities und was diese gemeinsam haben. <strong, sondern die Verbindung einer Community um die Organisation herum.
3. Wir nehmen uns zu wichtig
Wir alle verfolgen einen guten Zweck. Wir sind die Guten. Leider ist aber nicht alles was wir machen auch interessant und wichtig für jeden Unterstützer! Viele Themen werden zwar grundsätzlich als wichtig empfunden, interessieren aber nicht auf einer täglichen Basis. Auch wenn ich z.B. überzeugter Blutspender bin, bedeutet das noch lange nicht, dass ich mich damit tagtäglich auseinander setzen möchte oder mich sogar darüber definiere. Als Organisationen sind wir oft zu breit aufgestellt. In sozialen Medien müssen wir uns deshalb auf einen Kommunikationskern konzentrieren. Was macht unsere Community aus? Was interessiert unsere Unterstützer? Leider interessiert sich niemand auf einer regelmäßigen Basis gleichzeitig für Kröten über die Straße tragen, Gentechnik verhindern und den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien.
4. Wir erwarten neue Zielgruppen
Viele Organisationen wollen mittels sozialer Medien neue Zielgruppen erreichen. In der Regel gelingt dies nur mit einem sehr hohen Aufwand. Social Media ist Bindung und so erreichen wir auch häufig in erster Linie Menschen, die uns schon kennen, mit denen wir aber eine intensivere Beziehung aufbauen.
5. Wir wollen APPs
Apps sind geil! Apps sind etwas Eigenes! In Apps gehören die Fans uns! Geschäftsführer können sich Apps installieren!
Viele gute Gründe für eine APP. In den allermeisten Fällen sind APPs aber unverhältnismäßig teuer und zu aufwändig für eine oft geringe Nutzerzahl.
6. Wir bloggen nicht
Soziale Netzwerke sind Kommunikation. Aber wo bleiben die Inhalte? Wenn wir interessante Diskussionen haben wollen, müssen wir Inhalte bieten. Hierfür eignet sich ein eigener Blog besser als die Inhalte in jedes Netzwerk einzubringen wo häufig nur Platz für ein zwei Sätze ist.
Ist der Blogartikel veröffentlicht, lässt er sich über soziale Netzwerke verbreiten und diskutieren. Der Blog liegt auf unseren Servern, bleibt uns langfristig erhalten und wird auch von Suchmaschinen gefunden.
7. Wir gehen davon aus, dass unsere Fans Vorwissen haben
Nicht jeder Fan und Follower hat auch den letzten Beitrag gelesen. Auf Facebook erreicht ein Post in der Regel nicht einmal 20% der eigenen Fans. Wir müssen unsere Beiträge also so schreiben, dass sie für sich alleine stehen. Das hilft uns auch bei der viralen Verbreitung. Durch teilen werden einzelne Beiträge weit über unsere eigene Zielgruppe hinaus gestreut. Ist der Beitrag auch für Außenstehende Interessant ist das eine gute Möglichkeit neue Unterstützer zu gewinnen.
8. Wir interagieren nicht genug
Jede Aktion von Unterstützern ist eine Kontaktaufnahme. Jede!
Aber selbst in sozialen Medien interagieren wir häufig nicht genug. Zwar antworten die meisten Organisationen, wenn ihnen eine Frage gestellt wird. Aber auch kleine Aussagen und Empfehlungen verlangen eine Reaktion. Menschen teilen Inhalte mit uns, weil sie eine Reaktion wollen, weil sie Aufmerksamkeit möchten und weil sie mit uns kommunizieren wollen.
9. Wir verlieren unser Ziel aus den Augen
Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele. Ohne Ziele können wir unseren eigenen Erfolg nicht messen. Deshalb brauchen wir klar definierte Ziele für unseren Social-Media-Auftritt.
Viele Organisationen haben diese Ziele nicht und verwechseln deshalb ihren Erfolg mit dem von Facebook und Co. gewünschten verhalten. Facebook stellt z.B. die Anzahl der Fans in den Vordergrund. Um diese zu erhöhen braucht es große Interaktionsraten. Interaktion und Wachstum sind aber noch keine Erfolge an sich, sondern helfen einer Organisation nur, wenn sie dadurch ihre eigenen Ziele erreichen.
10. Nonprofits investieren nicht in online
Aus irgendeinem Grund erwarten viele Nonprofit Organisationen, dass sich soziale Medien nach sehr kurzer Zeit klar finanziell rentieren müssen. Die selben Organisationen erwarten selten einen ROI von ihrem Pressesprecher. Social Media ist mehr als ein Fundraising-Tool und mehr als ein weiterer Verbreitungskanal für Inhalte. Social Media kann die Kommunikation einer ganzen Organisation verändern und wie diese mit ihren Unterstützer umgeht.
Jede Organisation sollte sich hiermit jetzt beschäftigen. Abwarten und Beobachten ist okay, aber wer abwartet muss auch genau beobachten.
PS: Lesen Sie auch meinen Artikel Die NPO-Website – 10 Fehler die wir alle machen über den gesamten Internetauftritt von NPOs hier auf sozialmarketing.de