Peer-to-Peer-Fundraising

Meta stellt die Fundraising-Tools ein. Aber was konnten die überhaupt?

Als Meta am 25. April verkündet hat in Europa (na ja der EWG, die Briten dürfen weiter machen) die Spenden-Tools einzustellen, waren die Reaktionen sehr gemischt. Von “erschüttert, über “so what” bis hin zu “Gut. Mehr Eigenständigkeit in Europa.” Deshalb möchte ich noch einmal aufschlüsseln, was Meta hier bereitgestellt hatte und wie einfach das zu ersetzen ist. Die Alternativen im Peer-to-Peer Fundraising haben Maik und Jörg bereits aufgelistet.

1. Einfache Spendenabwicklung

Meta hat Spenden direkt entgegengenommen. Auf ihr eigenes Konto. Das Geld musste also erst zu Meta wandern und dann mehr oder weniger zuverlässig an die Organisation ausbezahlt werden. Alle Spenden-Daten gingen zu Meta, fast gar nichts zur Organisation. Die Zahlung war nur über Kreditkarte und Paypal möglich. Eigentlich ein sehr doofer Prozess, aber mit einem unschlagbaren Vorteil für nicht so Datenschutz sensible Menschen. Einmal eingegeben, konnte eine zweite Spende mit nur einem Klick geschehen. Keine Eingabe von Namen, Adresse, Zahlungsdaten. Wirklich reibungsloses Spenden ist sonst online nur schwer bzw. selten möglich. Und diese Funktion lässt sich in dieser Form auch nicht ersetzen; hierfür braucht es die Speicherung der Spendendaten. Betterplace und Co. könnten einen ähnlich einfachen Prozess für ihre Nutzer:innen gestalten.

2. Visuelle Hervorhebung

Spendenbuttons im Profil, in Beiträgen, in Videos oder als Sticker in Storys haben die Meta-Spenden von einem einfachen Link unterschieden. Das könnte Meta genauso für externe Spendenlinks anbieten. Sie experimentieren damit nach eigenen Angaben auch.

3. Spendenstand

Gerade im Katastrophenfall (Krieg, Erdbeben und Flut) sind über Spendenaufrufe viele Spenden zusammen gekommen. Dabei muss noch nicht einmal eine hohe Bindung zwischen Organisation und Spendenden existieren.

Die durch Meta abgewickelten Spenden konnten visuell durch einen Spendenstand dargestellt werden. Das hat insbesondere im Katastrophenfall ausgezeichnet funktioniert. Aber auch als Influencer möchte man sehen, wie viel durch den eigenen Aufruf zusammengekommen ist. Der Screenshot auf Metas Ankündigung zeigt eine Implementation des Spendenstands für externe Plattformen und wäre ein echter Gewinn. Dass sie ihre Tools bereits in zwei Monaten abschalten und jetzt erst Alternativen testen, lässt mich nicht so optimistisch zurück.

4. Spendenaktionen

Meta bietet Spendenaktionen, meist als Geburtstags-Fundraiser genutzt. Die sind ziemlich tief integriert und profitieren stark von der Vernetzung. Meta hat die Spendenaktionen auch selbst recht aktiv beworben. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Interne Bewerbung, einfache Auswahl der Organisation, einfaches Anlegen der Aktionen, einfaches Einladen der eigenen Kontakte, einfache Spende, hohe Sichtbarkeit der Spende im Netzwerk. Zwar war hier auch für die Organisationen nicht alles gut und einfach (ich sag nur Facebook-“Support”), aber insgesamt hat der gemeinnützige Sektor hier stark profitiert. Auch die fehlenden Daten waren im Peer-to-Peer-Bereich eher zu verkraften.

Hier gibt es viele Alternativen. Die Formularanbieter von Twingle, Koalect und Fundraisinbox bis zu iRaisr bieten alle gute Integrationen für eigene Spendenaktionen. Hier braucht es aber natürlich bereits den Kontakt zwischen Starter:in und Organisation. Alternativ können sich die Aktionswilligen auf Plattformen wie Betterplace umschauen und direkt eine Aktion starten. Der Kommunikations-Aufwand ist aber in jedem Fall höher als innerhalb eines sozialen Netzwerkes.

Mein Fazit:

  • Neutral: Für die Abwicklung von Einzelspenden gleichen sich hier Nachteile und Vorteile aus. Bei Einzelspenden fand ich auch bisher das eigene Spendenformular in der Abwägung besser. Als reines Spendenformular sollte die Änderung also für die meisten Organisationen keinen großen Verlust bedeuten.
  • Positiv: Kurzfristig ist der Wegfall der Sonderstellung von Spendenaufrufen schmerzhaft. Sollte Facebook hier externe Spendenaufrufe dafür endlich hervorheben und sogar eine Möglichkeit schaffen, den Spendenstand anzuzeigen, wäre das ein großer Gewinn gegenüber dem auf die eigenen Tools fokussierten Ist-Zustand.
  • Negativ: Der Wegfall der Spendenaktionen schmerzt am meisten. Klar lässt sich das über eigene Tools oder Spendenplattformen abfedern. Aber Peer-to-Peer ist Social pur und hat dementsprechend am meisten von der Integration in die Plattformen profitiert. Das wird sich so erst einmal nicht ersetzen lassen. Für die großen Organisationen mit eigenen Peer-to-Peer-Programmen könnte das sogar von Vorteil sein, für die vielen kleinen und mittelgroßen Organisationen ist das sehr schade.
Jona Hölderle
Author Jona Hölderle

Meine Vision: Eine wachsende Zivilgesellschaft, welche auch im Digitalen aktiv ist! Dafür versetze ich Organisationen in die Lage, Menschen online zu erreichen, von ihrer Arbeit zu überzeugen und langfristig zu binden. Als Berater, Sparringspartner und in Workshops unterstütze ich beim Website Relaunch, im Online Fundraising, beim Testing und Social-Media-Strategien.

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