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Dienstleister oder Eigenlösungen im Fundraising?

Im Fundraising-Bereich gibt es eine Vielzahl an Dienstleistern. Professionelle Adresshändler, Datenbank-Hersteller, Agenturen für das Texten und Gestalten von Mailings, Berater für die strategische Beratung, Anbieter von Schulungen und viele weitere. Sie können in einzelnen Prozessen des Fundraisings punktuell oder dauerhaft eingesetzt werden oder sogar die Verantwortung für das gesamte operative Fundraising übernehmen.

Der Einsatz von Dienstleistern ist immer eine Strategie- und eine Kostenfrage. Kaum eine Organisation wird von heute auf morgen dazu in der Lage sein, alle operativen und technischen Prozesse eines ganzheitlichen Fundraisings selbst zu übernehmen. Insbesondere bei hoch speziellen Verwaltungsinstrumenten wie der Spender-Datenbank oder einem Mailingsystem sind sowohl kleine als auch große Nonprofit-Organisationen schnell am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, da die damit verbundenen Prozesse fern ihrer Kernkompetenz liegen.

Es ist empfehlenswert, die Koordination und Verantwortung für das Fundraising selbst in der Hand zu halten und Dienstleister dort einzusetzen, wo die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit erreicht sind. Die Aufgabe der Fundraiser ist es, die einzelnen Fundraising-Prozesse zu koordinieren und sie in die ganzheitliche Fundraising-Strategie einzubetten.

Als Nachteil kann sich eine langfristige Bindung an einen Dienstleister herausstellen, wenn diese zu einer Abhängigkeit führt. Wurde beispielsweise die Internetseite mit einem proprietären System des Dienstleisters zwar ursprünglich kostengünstig umgesetzt, ist man später bei jeder Veränderung oder Ergänzung des Systems auf diesen Anbieter und seine Preisgestaltung angewiesen. Dieser Effekt muss nicht auf Dienstleister begrenzt sein, sondern kann ebenso eintreten, wenn eigene Mitarbeiter hierfür eingesetzt werden. Was Sie grundsätzlich bei jedweder Auswahl von Systemen und Diensten beachten sollten ist, dass diese über offene Schnittstellen für den Export von Daten verfügen oder im Idealfall auf OpenSource basieren, da hier in den meisten Fällen eine gute Dokumentation vorliegt und weltweit viele Programmierer mit den Systemen vertraut sind.

Gleichgültig, ob es sich um Instrumente von Dienstleistern oder Eigenlösungen der Organisation handelt, die stetige Verfügbarkeit und Sicherheit muss gewährleistet sein. Kaum etwas wäre schlimmer für eine spendenfinanzierte Nonprofit-Organisation, als wenn nicht mehr auf die Spenderdaten zugegriffen werden könnte oder sie aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen negative Presse erhält und das Vertrauen der Spender enttäuscht.

Was sind aus Eurer Erfahrung die wichtigsten Entscheidungskriterien für oder gegen den Einsatz von Dienstleistern oder Eigenlösungen?

Jörg Reschke
Author Jörg Reschke

Als Experte für Digitale Kommunikationsstrategien und Fundraising ist er bei der IT-Unternehmensberatung Capgemini als Business Analyst tätig und betreut im Schwerpunkt Nonprofit-Organisationen. Zuvor war er als Chief Marketing Officer bei Enscape (Real-Time Rendering und Virtual Reality für Architekten) bzw. als Chief goood Officer beim sozialen Mobilfunkanbieter goood tätig. Er gründete das Institut für Kommunikation in sozialen Medien und die Fachgruppe Digitales Fundraising im Deutschen Fundraising Verband.

3 Comments

  1. Nicolas Reis

    Guter Artikel, Jörg!
    Ist in der Tat eine spannende Frage. Gerade das Thema “Buy or build” – also bau ich mir was selber (oder lasse es mir einmal bauen) oder nutze ich eine Dienstleistung auf Mietbasis, hören wir sehr oft.
    Oft zeigt sich halt, dass die einmalige Investition in die Seite/Software/Datenbank, etc. doch immer mit Folgekosten verbunden ist. Da sind manche Organisationen oft leider noch etwas blauäugig und vergleichen dann leider Äpfel mit Birnen.
    Würde mich freuen, wenn dieser Artikel die Diskussion da etwas anfacht.

    Viele Grüße vom Altruja.de Team

    Nico

  2. Avatar

    Hallo,

    für mich ist die zentrale Forderung genannt: Die NGO bzw. die dort für das Fundraising verantwortliche Person muss weiterhin die Gesamtstrategie verantworten und vorgeben! Arbeitet man mit vielen Dienstleistern gleichzeitig, kann das ganz schön anstrengend werden – aber es lohnt sich!
    Schließlich soll im eigenen Fundraising nicht die Handschrift der Dienstleiser durchscheinen, sondern die eigene “Marke”. Wenn man das schafft, kann die Zusammenarbeit mit Dienstleistern sehr gewinnbringend sein.
    Am Wissensaufbau in der NGO führt so oder so aber kein Weg vorbei.

    Gruß
    Matthias

  3. Avatar

    Hallo zusammen,

    das Thema Fundraising wird immer komplexer, vor allem durch die neuen Möglichkeiten im Internet. Hier macht es Sinn, auf das Know how von professionellen Dienstleistern zuzugreifen. Ein Fundraiser sollte sich lieber auf das konzentrieren, was seine Kernaufgabe ist – Fundraising! Alles andere drum herum ist ja nur Mittel zum Zweck. Das kann man auslagern. Allerdings sollte man sich auch sehr genau überlegen, wer der richtige Dienstleister für eine NGO ist. Es gibt ständig neue Anbieter, vor allem im Online-Fundraising. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob es diese denn überhaupt in einigen Jahren noch geben wird. Und ein gesunder Kosten/Nutzen-Vergleich ist sicherlich auch ratsam. Die Konditionen bei den unterschiedlichen Anbietern schwanken doch sehr. Hier lassen sich leicht erhebliche Dauerkosten sparen.

    Schöne Grüße

    Harald Meurer von der HelpGroup

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