Die Website ist nicht mehr die einzige Möglichkeit, im Internet sichtbar zu sein. Social Media, Spendenplattformen, Apps, Verzeichnisse und Lexika sind weitere Orte, an denen man sich präsentieren kann oder präsentiert wird. Als verbindendes Element ist die eigene Website aber von zentraler Bedeutung. Sie ist die vertrauenswürdige Basis, die man zu 100 Prozent selbst steuern kann. Außerdem ist es ohne eine eigene Website schwierig, im Internet ernst genommen zu werden.
Als Alice im Wunderland fragte: „Welchen Weg soll ich nehmen?“, antwortete die Grinsekatze: „Das hängt davon ab, wo du hin willst!“. So ähnlich ist es auch mit Websites. Welche Art und Form man nutzt, hängt von der Strategie und den Zielen ab. Von der Web-Visitenkarte bis zur topaktuellen Anlaufstelle für Fachinformationen ist alles möglich. Deshalb solltest du dich zuerst fragen: „Was will ich mit meiner Website eigentlich erreichen?”
Wie die Website aussehen soll, spielt zunächst eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist eine gute Nutzerführung, also dass die Website einfach zu bedienen und Informationen schnell zu finden sind. Ob die Seite schön ist, hängt auch damit zusammen, ob sie schön zu bedienen und leicht verständlich ist. Ließ hier 10 Fehler die alle NGOs bei Ihrer Website machen.
Mehr als nur die Startseite
Die meisten Besucher kommen über die Startseite auf eine Website. Deshalb sollten hier die wichtigsten Informationen über die Organisation und ihre Tätigkeit zu finden sein. Weil viele Besucher noch neu und unwissend sind:
- Es muss schnell klar werden, was die hier präsentierte Organisation macht. Warum lohnt es sich, sie zu unterstützen und auf der Website zu verweilen?
- Weil die Startseite auch eine Verteilfunktion hat, solltest du die wichtigsten Seiten hier verlinken – das aktuelle Projekt, die wichtigste Spendenkampagne, den Hintergrundartikel über die eigene Arbeit.
- Priorisiere Inhalte und verlinke sie entsprechend prominent. Nicht jede Meldung zur aktuellen Kampagne muss auf die Startseite, aber ihre Landingpage sollte jeder Besucher mit nur einem Klick erreichen können. Gleiches gilt für die Spendenseiten.
Die Startseite ist nicht der einzige Einstieg. über Suchmaschinen, soziale Netzwerke, Newsletter und Verlinkungen auf anderen Websites kommen viele Besucher direkt auf die Inhaltsseite, für die sie sich interessieren. Diese muss so gestaltet sein, dass sich auch neue Besucher zurechtfinden.
- Mit Analyse-Werkzeugen wie Google Analytics kannst du herausfinden, auf welchen Seiten Besucher besonders häufig durch Verweise landen. Entsprechend wichtig ist die Gestaltung dieser Landingpages. Wenn beispielsweise viele Besucher durch Suchanfragen direkt auf die Seite eines bestimmten Fundraising-Projektes kommen, müssen dort alle relevanten Informationen über die Arbeit der sozialen Organisation zusammengefasst sein.
- Gestalte besonders Fundraising-Landingpages so, dass der potenzielle Spender die Seite für weitere Informationen nicht verlassen muss, sondern ablenkungsfrei durch den Spendenprozess geleitet wird. Viele Organisationen gehen hier so weit, nur ein abgespecktes oder gar kein Menü zu zeigen.
- Um die perfekte Benutzerführung zu erreichen, kann man auf das Konzept der Personas zurückgreifen. Beschreibe fiktive Personen, die deine Zielgruppe darstellen, und spiele mit ihnen Bedienungsszenarien (sogenannte Use-Cases) durch. Dies kann durch Interviews und spätere Tests innerhalb der Zielgruppe erweitert werden.
- Etwas weniger aufwändig ist der Müttertest: einfach mal die Mutter fragen, wie sie sich auf der neuen Website zurechtfindet – funktioniert auch mit dem Vater oder Freunden.
Gut strukturierte Inhalte
Jeder neue Inhalt auf deiner Website sollte ein konkretes Ziel verfolgen und den Besucher zu Handlungen anregen. Trau dich, hier dem Besucher Empfehlungen zu geben, was er als Nächstes tun soll. Dazu eignet sich nichts besser als ein klickbarer Button. Wann immer es um eine Aufforderung geht, lohnt es sich, einen Button einzusetzen.
Die wichtigsten Möglichkeiten der Besucherlenkung sind das Seitenmenü, die internen Verlinkungen und eine Suche.
- Website-Besucher klicken sich oft nur durch das Menü, wenn sie schon wissen, wo sie hin wollen, oder wenn sie auf der Seite flanieren möchten. Ein Menü sollte flach sein (nur wenige Besucher können ahnen, unter was für Oberpunkten ihre gesuchte Seite zu finden ist) und nicht zu viele Menüpunkte enthalten, da das Auge Schwierigkeiten hat, mehr als vier bis fünf Menüpunkte beim überfliegen zu überblicken.
- Auch wichtig ist die interne Verlinkung zu eigenen Inhalten der Website im Text, unter dem Text und in den Seitenspalten. Gerade Links im Text werden besonders wahrgenommen, weil dies der Bereich ist, auf den sich der Leser konzentriert. Die anderen Bereiche werden oft ausgeblendet („Bannerblindheit“). überlege bei internen Links, was Leser dieses Beitrages noch interessieren könnte.
- Jedes Webprojekt mit mehr als zehn Seiten sollte eine funktionierende Suche haben.
Weil viele Nutzer Texte zunächst nur überfliegen, sollte das Wichtigste in Form einer kurzen Zusammenfassung am Anfang stehen (Teaser). Auflockern lässt sich der Text mit Zwischenüberschriften, Listen, Bildern, Videos oder Audiobeiträgen. Nutze dabei Bildunterschriften, da Querleser hier oft hängenbleiben. Ein gut strukturierter Text hilft auch, in den Ergebnissen von Suchmaschinen besser abzuschneiden. Dabei muss ein Text auch im Internet nicht immer kurz sein, die Länge muss lediglich dem Inhalt angepasst sein. Mehr Anforderungen an eine NGO-Website hat Jörg zusammengefasst.
Mobiles Design
Bereits über ein Drittel der Website-Aufrufe kommt von Smartphones und Tablets. Wegen der begrenzten Bildschirmfläche, bringt die Gestaltung einer Website für mobile Geräte spezielle Herausforderungen mit sich. Um allen Geräten gerecht zu werden, hat sich das sogenannte Responsive Design durchgesetzt, welches sich der Größe des Bildschirms automatisch anpasst und die einzelnen Elemente der Seite (Logo, Menü, Text, Seitenleiste, Fußleiste …) entsprechend anordnet.
- Der Zwang zur Reduktion bei der Gestaltung einer mobilen Website führt zu einfach aufgebauten und verständlichen Websites. Konzipiere deshalb erst die mobile Seite und überlege dir dann, wie die Inhalte auch auf großen Bildschirmen gut dargestellt werden können.
- Weil mobile Geräte über ungenaue Berührungen und Streichbewegungen bedient werden, sollten klickbare Elemente entsprechend groß sein und weit auseinander liegen.
Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare…
Egal ob Kommentar, Gewinnspiel, Bestellung oder Spende: Auf einer guten Website sind auch die Formulare leicht verständlich und ausfüllbar. Diese Kanäle sind besonders beim Online-Fundraising wichtig, um mit noch anonymen Besuchern in Kontakt zu treten und sie kennenzulernen, um ihre E-Mail-Adressen, Social-Media-Links und Telefonnummern zu erfahren.
- Es muss klar sein, welche Formularfelder ausgefüllt werden müssen und welche freiwillig sind.
- Sollen möglichst viele Menschen das Formular ausfüllen (Spendenformular etc.), frage nur die nötigsten Daten ab. Nutzer geben ungern Telefonnummern oder Geburtstage an, wenn nicht klar wird, was mit diesen Daten geschieht.
- In der Regel werden die Daten, die zwischen Benutzer und Website ausgetauscht werden, unverschlüsselt übertragen. Sollen sensible Daten übertragen werden, braucht das Formular eine SSL-Verschlüsselung, die im Browser am Beginn einer URL mit https:// statt http:// erkannt werden kann. Wenn deine Website das nicht kann, solltest du das Spendenformular von externen Anbietern einbinden, die meist auch die Zahlungsabwicklung (Lastschrift, Kreditkarte, PayPal, Sofort überweisung etc.) übernehmen.
- Schaffe auf den Spendenseiten Vertrauen, indem du Siegel, Jahresberichte oder Verwendungshinweise transparent machst. Erkläre, wie sicher deine Organisation mit den Daten umgeht.
- Zeige den Spendern Testimonials und Zitate, um zu zeigen, dass sie das Richtige tun.
Ein einzigartiges Layout?
Aber welche Farben sollen jetzt verwendet werden? Wo das Logo, wo den Spendenbutton platzieren?
- Wenn du die oben genannten Ratschläge befolgst, wird keine häßliche Seite herauskommen. Nutze zudem Standards, die du von anderen Websites kennst, da sie die meisten Menschen gewöhnt sind und verstehen.
- Achte auf farbliche Kontraste und verwende eine einfach lesbare, nicht zu kleine Schrift.
- Wenn du ein knappes Budget hast, lohnt es sich, Templates zu nutzen. Diese Design-Vorlagen bieten fast alle Content-Management-Systeme an, und sie lassen sich leicht anpassen.
Nicht vergessen:
- Erstelle ein Konzept, das die Frage beantwortet: „Was und wen will ich mit der Website erreichen?“
- Plane die Website erst in einer reduzierten Version für mobile Geräte, baue dann darauf für größere Bildschirme auf.
- Strukturiere die Website so, dass Besucher das finden, was sie finden sollen. Teste und analysiere, ob dein Plan aufgeht, und verbessere dich stetig.
Dieser Text stammt aus dem Praxishandbuch Online-Fundraising von betterplace. Das Handbuch kann mit vielen weiteren Texten zum Thema Online-Fundraising kostenlos als PDF heruntergeladen oder gedruckt bestellt werden.
4 Comments
Danke für die hilfreichen Ausführungen. Gerade läuft der Relaunch-Prozess von http://www.eva-stuttgart.de und es ist hochspannend, eine komplexe Einrichtung mit völlig unterschiedlichen Besucherinteressen allen passend zu präsentieren ohne sie mit für sie unnötigen Infos zu irritieren.
Bei uns:
– Zuweisende Stellen (Jugendämter, sonstige staatliche/kommunale Stellen)
– Angehörige
– Fachbesucher für Dokumentationen etc.
– Journalisten (rund 100 Meldungen und ein Dutzend Pressegespräche jährlich durch uns führen zu vielen Recherchen und Anfragen bundesweit)
– Potentielle Mitarbeitende (Stellenanzeigen für Haupt- und Ehrenamt, Bufdis, FSJ)
und – last but not least – Spender
Bisher haben wir den “Verzeichnis”-Ansatz mit tiefen Menues. Künftig streben wir eine dominante Suche an, wobei klar ist, dass wir nie mit dem Google-Geschwindigkeitskomfort mithalten können werden …
Im Feb/März 2016 wird’s wohl soweit sein. Ich bin gespannt, ob’s gelungen sein wird.
Hallo Kai, ich bin gespannt. Gerade der Ansatz mehr auf interne und externe Suche zu setzen ist auf jeden Fall richtig. Ein Problem dabei zeigt sich aber bei den verschiedenen Zielgruppen. Anders als beim Verzeichnis-Ansatz ist es über die Suche nämlich schwierig die einzelnen Zielgruppen anzusprechen. Wenn ich bei der EVA nach “Altenpflege” suche, wird immer ein einziges Ergebnis ganz oben stehen, welches für Jounalisten, Angehörige und Ämter dasselbe sein wird. Schöne Grüße in den Süden Jona
Hi Jona,
ja, das zentrale Problem der Suche im CMS ist, dass quer durch die Rubriken gesucht wird, unabhängig von der Relevanz und dem Interesse des Suchenden. Der künftige Ansatz ist, dass die Sucherergebnisse in einer einer Seite mit 2+x Reitern sortiert angezeigt werden.
– Sucherergebnisse in Angebotsseiten
– Sucherergebnisse in Meldungen
– … (mal sehen, was noch kommt)
Gruß
Kai
Danke für den tollen Überblick! Ich denke im Kern ist es wichtig, dass man sich in seine Webseiten-Besucher hineindenkt und überlegt was diese wirklich suchen und wie man sie bei Ihrer Suche unterstützen kann. Wenn man so einen Mehrwert für seine Besucher schafft, wird man mit seiner Webseite auch erfolgreich sein.