Digitalisierung

Wie NPOs KI für ihre tägliche Arbeit nutzen können

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung eines Webinars auf dem Digital-Camp 2023 vom Haus des Stiftens. Den Original Vortrag gibt’s zum Nachsehen.

Disclaimer: Der Impuls ist vom 17.10.2023, dieser Text vom 07.11.2023. Seitdem ist erneut vieles in der KI-Welt geschehen. Die Aufnahme oben ist daher nicht mehr unbedingt zu 100% up to date. Im Text hier habe ich versucht, dies zum Teil anzupassen.

Freund und Kollege Jona Hölderle sagte einmal diesen Satz zu mir: “Technologische Trends werden in der Regel in ihrer kurzfristigen Auswirkung überschätzt und langfristig unterschätzt.” Ich schreibe ihm nun dieses Zitat zu, auch wenn ich nicht weiß, ob er der tatsächliche Urheber ist. (Nachtrag: Ist er tatsächlich nicht. Danke für den Hinweis via LinkedIn. Urheber ist Roy Amara.) Aber er hat recht. Persönlich bin ich sehr davon überzeugt, dass wir gerade erneut einen “iPhone-Moment” erleben und das Thema “Künstliche Intelligenz” nicht nur unseren Sektor der Gemeinnützigkeit ganz gehörig aufmischen wird. Und ich bin ich sehr vorsichtig geworden mit solchen Aussagen, so habe ich vor einigen Jahren ähnliches beim Thema Blockchain behauptet und hier wirklich so richtig daneben gelegen.

Vielleicht ist das Thema KI für gemeinnützige Organisationen eher mit dem Aufkommen von Social Media in den Jahren 2008-2010 zu vergleichen. Aber vermeiden wir doch gleich die Anfängerfehler von damals: Aussitzen, hoffen, ignorieren und erst viel zu spät reagieren sind keine Optionen.

Sich als gemeinnützige Organisation allerdings nun kopfüber ins Thema KI zu stürzen, ist auch falsch. KI ist und bleibt ein Teil von Digitalisierung und Digitalisierungsprozessen. Und auch hier haben es Organisationen erfahrungsgemäß schwer; echte gut durchdachte und implementierte Digitalisierungsstrategien findet man selten. Bevor aber nun KI Einzug halten soll, müssen die Grundsatzfragen von Digitalisierung angegangen werden. Alternativ besteht auch die Option, sich durch das Thema KI den noch größeren Fragen der Digitalisierung anzunähern.

Der Hype-Zyklus nach Gartner Inc. beschreibt einen typischen Verlauf von menschlichem Verhalten bei der Entdeckung neuer Technologien, Ideen oder Produkte. Demnach verlaufen Emotionen und Erwartungen stets ähnlich. Und, Hand aufs Herz, da ist was dran. Aus meiner Sicht befinden wir uns beim Thema KI aktuell auf der Stufe kurz hinter dem Gipfel der überzogenen Erwartungen. Und demnach geht es gerade zunächst wieder ein Stück weit hinab, völlig subjektiv eingeschätzt aus der Sicht gemeinnütziger Organisationen.

Organisationen haben gerade das Thema für sich entdeckt.

Im Gespräch mit vereinzelten Vertreter:innen aus Organisationen wird klar, dass sie sich nicht entziehen können, aber zunächst Grundwissen aufbauen möchten. Steckt man gerade in der KI-Blase drin, so könnte der Hype aktuell größer nicht sein. Wirklich jeden Tag (!) kommen einschlägige News hinzu, die zum Teil nicht nur Randnotiz sind. Jeden Tag ist morgens das E-Mail Postfach gefüllt mit wirklich relevanten Informationen. Technisch, rechtlich, strategisch, inhaltlich. Wir leben in einer spannenden Zeit.

Wie schnell sich alles entwickelt, hier mal am Beispiel des Bildgenerators Midjourney festgemacht:

Während im Februar 2022 der Versuch der Generierung eines Hot Dogs in kaum erkennbaren Farbwürsten endete (Version 1), so benötigen wir seit März 2023 (Version 5.2) de facto kaum noch Allgemeinplätze belegende Stockfotografie mehr. In 1,5 Jahren sind Kulturtechniken – wie eben die Stockfotografie, in diesem konkreten Fall die Foodfotografie – nahezu komplett ad absurdum geführt worden. 18 Monate! Derzeit wartet die Welt auf Midjourney Version 6 und es ist kaum vorstellbar, was erst in fünf Jahren umsetzbar sein wird.

ChatGPT begann vor circa einem Jahr und begeisterte mit der Möglichkeit, lustige kleine Gedichte schreiben zu können. Heute kann ich mich mit ChatGPT im wahrsten Sinne unterhalten (per Stimme und live), und das in nahezu allen Sprachen der Welt. Fotos können analysiert und beschrieben werden, Computerprogramm-Entwicklung um ein Vielfaches erleichtert werden. Es wird alles schneller.

Daraus entstanden ist eine Umwelt von hunderten, wenn nicht sogar tausenden unterschiedlichen Anwendungen, die alle ein bis wenige kleine oder große Probleme lösen möchten. Sehr vieles davon geschieht allerdings auf der Basis von nutzbaren Schnittstellen zu eben ChatGPT. (Das zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Texts angekündigte Update bei ChatGPT könnte jedoch schon bald für eine starke Reduzierung eben jener schnell entwickelten Dienstleistungen sorgen. Abwarten.)

Für unsere gemeinnützige Blase bedeutet das jedoch zunächst:

Keine Panik!

Da draußen (außerhalb der Gemeinnützigkeitsszene) versuchen viele Cowboys ihr Glück, KI-Expertise und heilbringende Allzwecklösungen an Mensch und Firmen zu bringen. Unabhängig von den Erfolgsaussichten solcher oft sehr schnelllebigen Angebote:

Es gibt aktuell (noch) keine Expertise in Anwendung von KI innerhalb von Sozialwirtschaft und Gemeinnützigkeit.

Wie auch? Alles ging und geht sehr schnell und wir wissen, wie wenig flexibel sich unser Bereich bewegt.

Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel. Es gibt vereinzelt gerade größere Organisationen, die bereits vor fünf Jahren Datenbestände auf Deep Learning- und Machine Learning Optionen untersucht und Strategien überlegt haben. Aber eben nicht in der breiten Fläche und durchgedrungen bis zur letzten Mitarbeiterin und zum letzten Mitarbeiter.

Leuchtturmprojekte in der Anwendung gingen dabei durchaus schon durch die Presse. Kleinere Beispiele, wo mit Drohnen und KI Rehkitze im Feld geortet werden konnten, Ozeanplastik aufgespürt wird oder bedrohte Tierarten gefunden werden. Alles sehr richtig und gut. Die aktuelle Entwicklung jedoch besitzt die disruptive Kraft, den Alltag von Menschen in gemeinnützigen Organisationen zu verändern.

Im Alltag haben wir alle bereits mit einfachen KI zu tun: Empfehlungsalgorhytmen im Netz, Autofahr-Automatiken, Übersetzungsautomaten, automatisierte Buchungssyteme oder intelligente Systeme wie Kalender oder Sprachassistenzen. Nun gilt es, diese ersten Erfahrungen in den Organisationsalltag zu übertragen.

Daher meine These: Frag nicht, wie KI Gesellschaft und Deine Organisation verändern wird. Frag lieber, wo und an welcher Stelle KI-Technologie Dir Arbeit vereinfachen oder sogar abnehmen kann.

Disclaimer: Die Themen Ethik und Datenschutz klammert dieser Beitrag bewusst aus, um den Rahmen nicht zu sprengen.

Wo kann also KI bedeutsam werden?

Hier spielen Zeitersparnis, Erkenntnisgewinn oder die Einsparung von Geld eine Rolle. Allerdings wäre es unklug, diese Aspekte in den ausschließlichen Fokus zu rücken. Gerade bei der Aneignung von neuen Techniken wird die erste Zeit eine reine Investitionsphase sein. Das Ausprobieren von Tools, Dienstleistungen oder Abläufen wird Zeit (und damit auch Geld) kosten, bis alles irgendwann rund läuft.

Also, durchatmen und in aller Ruhe die eigene Organisation anschauen und analysieren.
Welche Prozesse gibt es wo? Anbei eine nicht ansatzweise komplette Auflistung von Arbeitsansätzen und Prozessen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen von NGOs:

Fundraising:

Fundraising Management, CRM-Analysen, Fördermittelakquise, Chat Bots im Spenderservice, Matching von Freiwilligen

daraus mögliche Prozesse für Mitarbeitende:
Überprüfung von Konversation auf Sinnhaftigkeit, Personalisierte Informationsfeeds
Ideen für (Spenden-)Aktionen finden, Ideen für Sponsoring finden, Unterstützung bei der Entwicklung von Fundraising-Konzepten oder der Überprüfung

Öffentlichkeitsarbeit:

Kommunikationsautomatisierung, Medienüberwachung, Wettbewerbsanalyse, Entwicklung von Drehbüchern, Erstellung von Inhalten, SEO

daraus mögliche Prozesse für Mitarbeitende:
Inhalte Erstellung Texte, Bilder, Videos; Keywords zu Bildern finden; Redaktionsplanung; Newsletter erstellen; Texte in Leichte Sprache übersetzen; Persona Recherche und Entwicklung; Transkriptionen, Untertitelungen; Eindruck über eine Website erhalten

Projektbereich:

Wissensmanagement; Bildungsformate; Seminare; Workshops; Unterstützung im Feld

daraus mögliche Prozesse für Mitarbeitende:
Übersetzungen anfertigen; Inhalte und Zusammenfassungen aus pdfs ziehen;
Reiseplanungen für den Einsatz

Personalabteilung:

Automatisierte Einsatzplanung; Kompetenzmanagement; Bewerbungsscreening

daraus mögliche Prozesse für Mitarbeitende:
Entwicklung von Stellenausschreibungen

Allgemeine Verwaltung:

E-Mail Automatisierungen; Präsentationen erstellen; Automatische Tabellen aus Daten erhalten; Reiseplanungen

daraus mögliche Prozesse für Mitarbeitende:
Protokolle schneller anfertigen; Transkriptionen erstellen; Inhalte und Zusammenfassungen aus pdfs ziehen

weiteres für das allgemeine Management:

Finanzmonitoring, Datenanalysen, automatisierte Verbuchungen, Überprüfung von Strategien

Zusammengefasst: Aktuell ist bereits vieles möglich in den Bereichen Text, Bild und Audio. Mit ziemlicher Sicherheit wird in absehbarer Zeit der Bereich Video(-entwicklung, -manipulation) noch mit hinzukommen.

Der Bereich Text mit den Unterkategorien Erstellung, Analyse und Kommunikation ist aktuell stark dominiert von den LLM (Large Language Models). Allen voran ChatGPT als Vorreiter. Mit ChatGPT wurde das Thema der breiteren Öffentlichkeit bekannt. GPT steht für “Generative Pre-trained Transformer” und bedeutet, dass als Basis der Ergebnisse Unmengen an Daten als Futter für spätere Outputs zur Verfügung steht.

Wer mehr wissen will: Hier die Version 1 für Nerds in Podcastform und die noch viel nerdigere Erklärversion 2 als Video.

ChatGPT schmeißt zum aktuellen Zeitpunkt immer neue Erweiterungen und Ergänzungen raus, so dass überhaupt noch gar nicht absehbar ist, wohin die Reise geht. Neben der Kreation und Analyse von Bildern kann ChatGPT mittlerweile Daten analysieren, zusammenbringen, neue Assoziationen daraus entwickeln. Der nächste bereits angekündigte Schritt sind dann persönliche (oder auch organisationsbezogene) GPT Modelle, um Wissen innerhalb einer Organisation neu zu gestalten.

Neben der nicht ohne Gründe sehr erfolgreichen Maschine ChatGPT gibt es derzeit noch Alternativen.

Claude.ai kann (derzeit noch) einige wenige Dinge besser als ChatGPT und ist einen Blick wert. Offiziell geht derzeit die Kontoeröffnung nur aus Amerika, aber ihr wisst, was man da machen kann ;-).

Google versucht sich mit Bard, Meta mit Llama (aktuell noch ohne User-Interface) und ganz frisch auch X mit Grok.

Allen Sprachmodellen gemeinsam ist, dass sie nach dem “Garbage In – Garbage Out” Prinzip arbeiten. Sprich, es kommt nur das heraus, was ich auch hineinstecke. Sind meine Eingaben / Fragen ans System schlecht gestellt, dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit die Antwort auch sein.

Eine Kernkompetenz in gemeinnützigen Organisationen wird also zukünftig sein, die Fütterung der Automaten zu beherrschen und “prompten” zu lernen. Die Formulierung von Prompts ist entscheidend, ob sich KI in den Organisationen durchsetzen wird oder nicht. Diese Kompetenz gilt es mittel- bis langfristig den Mitarbeitenden zu vermitteln.

So kann mit dem korrekten Prompt beispielsweise ein neues Thema erarbeitet werden:

“Analysiere das Thema Pfeilgiftfrösche in Südamerika nach dem Pareto-Prinzip.
Ermittle und teile die wichtigsten 20% der Erkenntnisse, Konzepte, Taktiken und Best-Practices aus diesem Thema mit, die mir helfen, 80% davon zu verstehen. Zeige auch die häufigsten Fehler und Falschannahmen auf. Sei dabei konkret, beispielhaft und halte Dich kurz und knackig.”

Weitere Ideen für den Einsatz:

  • Umschreiben eines Fundraising-Dankbriefs von der Sie- in die Du-Form.
  • Zusammenfassung eines 30-seitigen pdfs mit den Kernaussagen
  • Erstellung einer Tabelle mit Namen und den dazugehörigen Unternehmen aus einer Eventbroschüre
  • Umschreiben von Medien auf andere Zielgruppen
  • Zusammenfassung von Jahresberichten von Mitbewerbern
  • Herstellung von Assoziationen bei der Stiftungsrecherche
  • Vorbereitung von Workshop Abläufen
  • Ideen für Reden, Andachten, Vorträge
  • Auflistung und Sortierung von Mitbewerbern mit weiteren öffentlich zugänglichen Kennzahlen in einer Tabelle
  • Erstellung von Vorschlägen für Google Ads Anzeigetexte
  • Erstellung von Prompts für Midjourney (siehe unten)

Komplett unnötig geworden ist die manuelle Transkription von Texten aus Audio Aufnahmen. Hier helfen Programme wie MacWhisper (lokal, Mac), Whisper Web oder Auphonic weiter. (Hier ein Beispiel: Transkription einer Fundraising-Radio Podcast Folge)

Bilder können automatisch verschlagwortet werden, Meta-Daten und SEO Informationen werden gleich mitgeliefert.

Achtung, nicht alles stimmt!

Wichtig: Auch wenn die Ergebnisse beeindrucken und sich im Laufe der kommenden Zeit stetig verbessern werden, so sind sie in nicht geringer Anzahl von Fällen schlicht falsch.

Dies betrifft besonders die Zusammenfassungen von Dokumenten oder die Antworten auf Fragen sowie feste Aussagen. Es versteht sich von selbst, dass die generierten Ergebnisse besonders kritisch gesehen werden müssen, wenn sie einer Überprüfung standhalten müssen. Dennoch: Hier geht es in den allermeisten Fällen um Unterstützungsleistungen, Anregungen, Hinweise, neue Wege. Selber nachdenken und einordnen wird natürlich weiterhin notwendig sein. Gut so!

Bilder durch Künstliche Intelligenz erzeugen

Die Revolution im Bereich Bilder ist für mich als leidenschaftlicher Fotograf bis heute das größte einschneidende Erlebnis. Ich bin fest davon überzeugt, dass Stockfotografie wie wir sie bislang kannten tot ist. Für gemeinnützige Organisationen wiederum bedeutet dies, dass gerade wir mit den hohen Ansprüchen an Transparenz, Ehrlichkeit und Offenheit umso mehr auf gute echte Fotos (und Videos!) setzen müssen und nur im Ausnahmefall auf künstlich generierte Medien setzen dürfen. Zumindest wenn es um die direkte Kommunikation im Rahmen der Fundraising-Projekte geht.

Alles weitere steht uns nun aber offen.

Keine Präsentation muss mehr doof und langweilig aussehen. Stockfotos – dort wo sie Sinn machen – brauchen nicht mehr schlecht sein. Und selbst phantastische Geschichten können erfunden werden, dort wo es passt.

Drei Wanderer im Wald im Jahr 1890 treffen auf ein Alien und machen ein Gruppenfoto

Als Bildgeneratoren stehen aktuell diese Anbieter im Fokus:

Midjourney (Version 5.2) – Zugang aktuell über Discord, aber da tut sich gerade was.
OpenAI DALL-E 3 – inkludiert in ChatGPT 4 Pro (dort kostenpflichtig!)
Stable Diffusion – Open Source Basis, kann lokal oder als Webservice genutzt werden
Adobe Firefly
Bing Imagecreator – nutzt DALL-E 3, kostenlos

Es gibt unzählige weitere kleine Anbieter. Die Qualität schwankt sehr stark und richtet sich darauf aus, was man will. Meiner persönlichen Einschätzung nach und nach unzähligen Stunden von Rechenzeit geht bei der Generierung von fotoähnlichen Medien sowie der Darstellung von Menschen an Midjourney noch nichts vorbei. DALL-E holt auf, hat aber noch einen langen Weg vor sich im Bereich des Fotorealismus. Schrift können beide noch nicht wirklich gut, wird aber besser.

Genau wie bei den LLM auch gilt: Nur wer richtig füttert, erhält das richtige Ergebnis. Wie prompten funktioniert, würde diesen Artikel hier sprengen. Aber da draußen gibt es sehr viel Futter dazu. Und es gibt auch leider nicht den einen Weg. Die Erfahrung bringt bessere Ergebnisse. Kauft aber keine Prompt-Packs, egal in welcher preislichen Range. Das lohnt sich in der Regel nicht. Nur ein Bruchteil der Prompts sind für den eigenen Bereich einsetzbar und man findet im Netz bessere Quellen von Menschen, die ihr Wissen teilen.

Das Thema Rechtslage kommt hier an diese Stelle auch nicht rein. Zum einen, weil sich aktuell immer mal wieder was tut und zum anderen, weil dies gar nicht so kompliziert scheint. Wichtig ist, dass ihr euch mit dem Kleingedruckten des jeweiligen Anbieters sowie eurer Art der Nutzung auseinandersetzt. Aber das sollte eh selbstverständlich sein.

Bildgenerierungs Beispiel aus der Praxis:

Ein von mir betreutes Seminarzentrum benötigte ein Symbolbild für eine Karte zum Welttag der menschenwürdigen Arbeit. Eine Alten- oder Krankenpflegerin in den besten Jahren sollte es sein, die ein wenig so in der Arbeit gefangen ist, wie Charlie Chaplin in den Zahnrädern im Film “Moderne Zeiten” und nicht so ganz glücklich dreinschaut. Ein solches Foto hätte nicht mal eben geshootet werden können. Zum einen weil die Aktion zu spontan kam und zum anderen, weil das Budget dafür gar nicht da war. Nach etlichen Versuchen, Annäherungen, Detailveränderungen kam dann dieses generierte Bild herum:

Anwendungstipp 1:
Viele Organisationen nutzen Canva als Gestaltungstool. Canva bietet zudem eine kostenlose NGO-Version. In der Bezahlversion von Canva gibt es nun mit “Magic Studio” eine sehr attraktive Möglichkeit, AI zu nutzen. Sei es bei der Erstellung von Motiven, Texten oder der schnellen Umwandlung eines Flyers in ein Rollup.

Anwendungstipp 2:
Mal schnell was freistellen geht mittlerweile auch sehr gut mit einem Klick. Beispielsweise mit remove.bg.

Was auf die Ohren: Audio mit KI erweitern

Die KI-Revolution lässt auch Menschen nicht kalt, die sich mit Audio-Aufzeichnungen oder Videos beschäftigen. So ist es bereits jetzt möglich, innerhalb von kürzester Zeit Audio-Aufnahmen zu transkribieren. Dazu habe ich oben bereits etwas geschrieben. Dadurch ist es beispielsweise bereits zu einem guten Standard geworden, Podcasts mit einer Transkription auszustatten. Dies hat nicht nur Vorteile für die Barrierearmut, sondern auch für die Archivierung von Folgen. Podcasts sind auf einmal durchsuchbar geworden.

Audio-Funktionen bedeuten aber auch, dass ihr beispielsweise mit ChatGPT sprechen könnt, wie mit einem echten Menschen. Und ChatGPT antwortet auch wie ein echter Mensch, mit Denkpausen und passenden Ansprachen. Das wirkt schon auf den ersten Blick wirklich überwältigend, weil so real.

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Apropos real: Durch nur wenige Minuten an Ausgangsmaterial ist es möglich, eine Stimme komplett zu klonen. Derzeit ist das noch erkennbar, wird aber stetig besser. Anwendungsbereiche für Nonprofits muss ich mir dazu noch überlegen. Ein Anbieter dafür wäre Elevenlabs.

Die wahrscheinlich krasseste Entwicklung ist am Horizont bereits abzusehen und schickt ihre Boten voraus: Die Live-Übersetzung in andere Sprachen. Dies geschieht heute noch nicht wirklich direkt, aber nach nur geringer Rechenzeit werden beispielsweise durch HeyGen Videos von einer in die nächste Sprache übersetzt. Inklusive der Anpassung der Lippenbewegung. Ein Beispiel überlasse ich euch hier. Ich spreche nicht wirklich gut Französisch, was aber anscheinend nicht wirklich viel ausmacht :-).

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Fazit – tl;dr

Dies waren nur Bruchstücke von möglichen Anwendungen im gemeinützigen Sektor. Die Bereiche Datenbanken, Fundraising-Software und CRM, Coding, Tabellenbearbeitung, persönliche Assistenzen, Social Media, Wissenschaft und Forschung, Chatbots sind noch gar nicht erwähnt. Und auch nicht die Verknüpfungen und Automatisierungen all dieser Bereiche durch Tools wie Zapier, BulkGPT oder make. Wir haben das Thema noch gar nicht wirklich aufgemacht. Allein meine Toolliste mit mehr oder weniger sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten ist dreistellig.

Da kommt was auf uns zu bzw. ist schon da. Es ist weder wegzureden, noch zu ignorieren. Es ist Chance und Risiko gleichzeitig. Dazu wird Jona auch noch etwas schreiben. Fakt ist, gemeinnützige Organisationen MÜSSEN sich damit beschäftigen. Und woraus bestehen gemeinnützige Organisationen? Aus Menschen, die sich nun fragen sollten, wie KI ihren Alltag unterstützen kann.

Also:

  1. Das Thema nicht ignorieren!
  2. Ausprobieren! Prompten lernen.
  3. Mit anderen Menschen austauschen. Es fangen alle erst an. Es gibt (noch) KEINE Expertise in der Gemeinnützigkeit zur Anwendung von KI.
  4. Kleines Budget bereitstellen. (Nur ChatGPT Pro macht wirklich Freude.)
  5. Abwarten und immer weiter lernen!
  6. Spaß dabei haben und an den Ergebnissen freuen.

KI ist gekommen, um zu bleiben.

Maik Meid
Author Maik Meid

Ruhrgebietskind. Jg. 1976, lebt in Hattingen, freiberuflicher Fundraising-Manager (FA). Seit >20 Jahren für Nonprofits tätig. Unterstützer für Fundraising, digitale Kommunikation und generative KI, Foto- und Videograf. Studienleiter an der Fundraising Akademie. Begleitet Nonprofits durch den digitalen Dschungel. Macht das Fundraising Radio und mag Generative KI.

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