Willibald Geueke ist Diplom-Pädagoge, Politologe M.A.. Er blickt auf zahlreiche berufliche Stationen als Fundraiser zurück. Unter anderem war er Medien- und Bildungsreferent bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), Bildungsreferent bei missio – Aachen, Teamleiter Fundraising bei CARE Deutschland-Luxemburg und schließlich Abteilungsleiter Fundraising beim Malteser Hilfsdienst in Köln. Zudem ist er seit 2001 Dozent an der Fundraising – Akademie und hält u.a. Vorträge zum Thema SEPA.
Mir persönlich war er stets ein großartiger Mentor, ohne den sich meine Liebe zum Fundraising nicht in dem Maße hätte entwickeln können….
Wie bist Du ins Fundraising gekommen?
Ich wollte ursprünglich in die politische Erwachsenenbildung – Schwerpunkt Entwicklungspolitik. Mit dem Ende des Ost-West Konfliktes hoffte auch ich auf eine „Friedensdividende“ – Geld, das die reichen Nationen für Beendigung des Hungers und der ungleichen sozialen Unterschiede verwenden könnten. Der Berufseinstieg dort gelang mir nicht – mit dem gleichen Motiv fing ich im Jahr 1990 bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg an. Die Organisation kannte ich schon als Schüler. Fundraising lernte ich „on the job“ – eine Fundraising Akademie gab es noch nicht.
Was ist Dein größter Fundraisingerfolg und warum war er erfolgreich?
Ich glaube, dass es im Fundraising zwischen 2002 und 2004 die Herstellung der „institutional readiness“, die Aufstellung des Bündnisses „Aktion Deutschland Hilft“ war – nicht allein die Tsunami Aktion selbst, bei der das Bündnis dann in 2005 über 125 Mio. EUR Spenden erhalten hat.
Ohne die Arbeit davor, die intensiven und kontroversen Diskussionen untereinander, die Etablierung der Database, vernünftiger Fundraising Strukturen und Abläufe mit innerer Flexibilität sowie die Schaffung vertrauensbildender Strukturen wären wir bei der größten Nothilfe-Kampagne in der Geschichte in Deutschland (Hilfe für die Tsunami Opfer in Asien) als Aktion Deutschland Hilft nicht hinreichend aufgestellt gewesen.
Die Gründe des Erfolgs liegen an der gemeinschaftlichen Fähigkeit zu einer eigenen Kontonummer im Einsatzfall, der Teilung und nicht Abschottung von Fundraising know how der Organisationen untereinander, die ja auch Konkurrenten sind, um Mittel für das Bündnis zu bekommen, die dann an die Mitglieder ausgekehrt werden. Auch der Verzicht auf Alleingänge und Schritte zum gegenseitigen Vertrauen der Mitgliedsorganisationen waren dazu unverzichtbar.
Der Weg dahin war lang und nicht immer einfach. Im Fußball kennt man die Rolle des „Ballschleppers“. Ich war wohl ein „Ballschlepper“.
Aus welchem Misserfolg hast Du am meisten gelernt?
Ich habe einmal einen Vorstand einer Organisation schonen wollen und nicht genug Geld für eine Spendenkampagne beantragt. Das Ergebnis war sehr mager, weil der „spill over“ – Effekt nicht eintrat. Die Kampagne war gut, aber unterkapitalisiert. Ich hätte es bleiben lassen sollen.
Was würdest Du Fundraising-Einsteigern empfehlen?
Wer neu irgendwo anfängt, ist immer Einsteiger. Nicht drängen lassen wäre mein erster Rat: In einem neuen Kontext, in einer neuen Organisationskultur, muss nicht alles so klappen, wie wir es kennen.
100 Tage haben noch keinem geschadet – in dieser Zeit ist nach meiner Meinung Fragen stellen, zuhören, Beziehungen aufbauen, Vertrauen bilden und interne Bündnispartner gewinnen und pflegen das Beste. Leider bekommt kaum noch jemand diese 100 Tage zur Orientierung – es sollen immer gleich die Hasen aus dem Hut gezaubert werden.