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Warum Kinderpatenschaften ein wunderbares Mittel im Fundraising sind

Plan International hat über dreihunderttausend davon, World Vision immerhin noch die Hälfte und SOS Kinderdorf haben sie zur erfolgreichsten deutschen Spendenorganisation gemacht – Kinderpatenschaften.

Keine Frage, die Deutschen lieben Kinderpatenschaften. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob der Förderbeitrag – wie bei den genannten großen Spendenorganisationen – in gemeinsame Projekte oder ganze Dorfgemeinschaften fließt, oder – wie bei vielen kleinen Organisationen – wirklich eins zu eins dem Kind zu Gute kommt, etwa in Form von Schulgeld.

Über Patenschaften können Menschen das tun, was sie – wie wir Fundraiser längst wissen – am liebsten tun: Menschen geben. Persönliches Leben ändern.

Was wir Fundraiser sonst durch Storytelling zu konstruieren versuchen, geschieht hier von selbst: Durch die Kommunikation mit dem Patenkind nimmt der Spender direkt am Leben der anderen Person teil. Die Geschichten müssen nicht erzählt werden, der Spender ist Teil der Geschichte.

Und damit passiert wie von Zauberhand etwas zweites, was Spender glücklich macht: Sie fühlen sich zugehörig, Teil der Gemeinschaft aus Kind, Dorf, NPO und Spender, die zusammen ein kleines Flecken Erde grün anstreichen wollen.

Und die Spendenorganisationen? Die lieben Patenschaften auch. Nirgendwo ist die Spenderbindung so hoch, fließen die Spenden so kontinuierlich (im Schnitt acht bis neun Jahre) und planbar. Paten sind nicht nur emotionale, sonder auch interessierte Spender. Sie erzählen von ihrem Kind und seinen/ihren Fortschritten – wie sie es auch bei ihren eigenen Kindern tun würden. Paten sind hervorragende Multiplikatoren!

Bleiben gewichtige Gegenargumente. Bei kaum einem Fundraising-Instrument ist der Verwaltungsaufwand so hoch. Bei kleinen Organisationen heißt das „lediglich“ viel ehrenamtliches Engagement. Bei professionell arbeitenden Organisationen wird aber häufig gut ein Drittel des Patenschaftsbeitrages für die Kommunikation zwischen Pate und Patenkind verwendet.

Ist das verwerflich? Nur wenn der Spender davon nichts weiß und ihm suggeriert wird, hundert Prozent seines Geldes kämen dem Patenkind zugute. Ist ihm der Verwaltungsaufwand bewusst, ist alles in Ordnung. Dann ist ihm die direkte Kommunikation mit bzw. über sein Patenkind nämlich genau diesen zusätzlichen Betrag wert.

Patenschaften fördern einzelne Kinder. So ist der Grundgedanke. Das heißt aber im Umkehrschluss: andere Kinder – etwa aus demselben Dorf – werden nicht unterstützt. So etwas führt zu sozialen Verwerfungen in jeder Gemeinschaft. Deshalb fließt die Hilfe bei großen Organisationen heute meist in einen Topf, von dem eine ganze Gemeinschaft (dem das Kind angehört) profitiert.

Aber auch die klassische individuelle Hilfe von Kindern – wie sie noch von vielen kleinen Organisationen betrieben wird – ist nicht per se unethisch. Die Auswahl der Kinder darf jedoch nicht extern, subjektiv oder wahllos geschehen. Werden die Kinder durch von der Gemeinschaft gewählte oder anerkannte Autoritäten (z.B. Dorfälteste) nach vorher festgelegten Kriterien (z.B. Bedürftigkeit, Schulleistungen) ausgewählt, dann wird die Hilfe akzeptiert und begrüßt – und sie kommt auf vielfältigen Wegen (z.B. durch ein insgesamt höheres Einkommen der Dorfgemeinschaft) allen zugute.

Patenschaften verdeutlichen auf wunderbare Weise, dass jede Hilfs- und Spendenorganisation zwei Kunden hat: Einmal die Menschen, denen sie hilft und denen sie gemäß ihrer Mission zu bestmöglicher Unterstützung verpflichtet ist. Zum anderen aber auch diejenigen Menschen, die Hilfe geben möchten – und zwar so, dass sie sich selbst möglichst glücklich dabei machen.
Viele Spender fühlen sich als Paten am glücklichsten. Es sei ihnen von Herzen gegönnt.

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