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Über zwei Milliarden Euro Spenden in 2010

Überdurchschnittliche Spendeneinnahmen, weniger  Spender und deutliche Steigerung der durchschnittlichen Spendenhöhe – das zeigen die Studie der GfK Panel Service Deutschland „Bilanz des Helfens“ im Auftrag vom Deutschen Spendenrat und der Deutsche Spendenmonitor 2011 von TNS Infratest.

Gegenüber dem Vorjahr stiegen in 2010 die Gesamteinnahmen um 9 Prozent (um fast 2,3 Millionen Euro). Obwohl die Spendenbereitschaft der Deutschen in 2010 deutlich zugenommen hat und das Spendenvolumen gegenüber 2009 stieg, liegt die Zahl der spendenden Bevölkerung auf dem Tiefstand seit den letzten 17 Jahren. Im Ergebnis ist eine deutliche Steigerung der durchschnittlichen Spendenhöhe zu verzeichnen.

Privates Geldspendenvolumen steigt in 2010 um +8,8
Quelle: Bilanz des Helfens. Deutscher Spendenrat e.V. & GfK SE Panel Services Deutschland. April 2011

 

Mehr Neuspender für Katastrophenhilfe

Bedingt durch das Erdbeben auf Haiti und die Flut in Pakistan konnte besonders die Katastrophenhilfe deutlich mehr in der ersten Jahreshälfte einnehmen. Die Zahl der Neuspender stieg. 32 Prozent spendeten, die 12 Monaten zuvor nicht spendeten.  Die Neuspender sind jung und haben eine höhere Schulbildung als diejenigen, die regelmäßig spenden. Fast die Hälfte der Neuspender spendete wegen einer Katastrophe, so die „Bilanz des Helfens“.

Einbruch im spendenstärksten Monat

Doch im spendenstärksten Monat Dezember bricht das Spendeneinkommen um 11 Prozent ein. „Wenn man dies über zwei Jahre betrachtet, haben wir ein Minus von 20 Prozent“, so Roland Adler, Senior Marketing Consultant von GfK Panel Service im Interview mit ngo-dialog.de.

Privates Geldspendenvolumen steigt in 2010 um +8,8
Quelle: Bilanz des Helfens. Deutscher Spendenrat e.V. & GfK SE Panel Services Deutschland. April 2011

 

Weniger Deutsche spenden mehr

Die neuesten Untersuchungen vom „Deutschem Spendenmonitor“ von TNS Infratest im Zeitraum von Oktober 2010 bis September 2011 zeigen einen Spenden-Tiefstand seit der ersten Erhebung in 1995 auf. Nur 35 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahre spendeten. Der durchschnittliche Spendenbetrag von 128,00 Euro pro Person überholte jedoch deutlich den vom Vorjahr (114,00 Euro). Das gesamte Spendenvolumen von ca. 23 Millionen Euro überstieg damit die Spendensumme aus dem Vorjahr um 300 Millionen Euro.

DZI Spenden-Index: Entwicklung der Geldspenden der 30 Organisationen im Index, 2000 = 100)
Quelle: DZI, Statistisches Bundesamt

 

Spendenrückgang im ersten Halbjahr 2011

Der DZI-Spenden-Index sinkt im ersten Halbjahr 2011, ohne Berücksichtigung der Katastrophenhilfespenden, um 1,3 Prozent. Von Januar bis Juni 2011 reduzierten sich die Einnahmen der 30 Organisationen, die das Deutsche Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bei ihrer Umfrage berücksichtigte, um 19 Prozent auf 508 Millionen Euro. In 2010 erreichte der Spenden-Index insgesamt einen Wachstum von 33,5 Prozent, katastrophenbereinigt von 7,8 Prozent.

Im Vergleich zu anderen Ländern

Deutschland liegt im Mittelfeld, so das „Spendometer“, das den Anteil privater Spenden am verfügbaren Einkommen misst. So liegt Deutschland mit ca. 0,4 Prozent hinter Österreich (0,3 Prozent), deutlich hinter Italien (0,5 Prozent), Belgien (0,5 Prozent), Niederlande  (0,9 Prozent), Großbritannien (1,1  Prozent), Schweiz (1,2 Prozent) oder den USA (2,0 Prozent).

Über die Studien

Die „Bilanz des Helfens“ basierte in 2010 auf eine repräsentative Stichprobe von 10.000 Panelteilnehmer und wurde vom GfK Panel Services Deutschland im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. durchgeführt. „Gesamtjahreszahlen für das Jahr 2011 werden von der GfK wieder Anfang April 2012 gemeinsam mit dem Deutschen Spendenrat vorgestellt werden“, so Regine Oyntzen, Specialist Corporate Communications bei GfK SE.

Der „Deutsche Spendenmonitor“ von TNS Infratest ist eine repräsentative Befragung zum Spendenverhalten der bundesdeutschen Bevölkerung, bei der insgesamt 4.000 persönliche Interviews im September und Oktober 2011 durchgeführt wurden.  Für das Gesamtjahr 2011 liegen der TNS Infratest GmbH noch keine Zahlen für das Spendervolumen vor“, so Maya Stute, Projektleiterin des Deutschen Spendenmonitors bei TNS Infratest.

Dem „DZI-Spenden-Index“ gehören die 30 nach Geldspenden größten Organisationen mit DZI-Spenden-Siegel an. Der Spenden-Index wurde im Untersuchungszeitraum des ersten Halbjahres 2011 über die Auswertung der verfügbaren Jahresabschluss- und Buchungsdaten durch das DZI erstellt.

Der „Spendometer“ basiert auf den Daten der Einkommenssteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes und der Spendenbefragung im SOEP des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Katja Prescher
Author Katja Prescher

Als Leiterin Kommunikation der Intelliact AG, Zürich und Leiterin Kommunikation​, Kampagnen, Online-Fundraising​ bei BOS Schweiz bietet Katja Prescher zudem mit «SoZmark Communication» Organisationen und Unternehmen einheitliche Beratung, Konzeption und Umsetzung in Kommunikations- und Fundraising-Projekten an. Sie arbeitete für namhafte Kunden wie Schweiz. MS-Gesellschaft, WWF Schweiz, Amnesty International, Caritas, Public Eye usw. Sie gibt Impulse für die stetigen Weiterentwicklung im Fundraising, in der Kommunikation und in der Kampagnenarbeit.

2 Comments

  1. Avatar

    Im ersten Satz des ersten Absatzes nach dem Teaser hat sich ein Fehler eingeschlichen. Gegenüber dem Vorjahr stiegen in 2010 die Gesamteinnahmen um 9 Prozent auf fast 2,3 Milliarden Euro und NICHT 2,3 Millionen Euro.

    • Katja Prescher

      Liebe Susanne Herda, besten Dank für das Feedback. Stimmt, das war nicht eindeutig formuliert. Ich habe es angepasst. Beste Grüße, Katja Prescher

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