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SEPA: Alternativen zum Lastschrifteinzug

Ab dem 01. Februar 2014 dürfen im europäischen Zahlungsraum nur noch SEPA-Zahlungsinstrumente genutzt werden. Die Umstellung des Lastschriftverfahrens auf physikalische Unterschriften erschwert das Online-Fundraising. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle kurz alternative Zahlungsmethoden vorstellen.

1. Überweisung

Die klassische Überweisung ist das meistgenutzte bargeldlose Zahlungsverfahren. Die Überweisung kann dabei mit einem ausgefüllten Überweisungsträger geschehen, welcher an die eigene Bank geschickt wird, oder per Online-Überweisung. Bisher ist es nicht möglich, Überweisungsträger zum Ausdrucken auf der Website bereitzustellen, da die Beleglesegeräte der Banken strenge Anforderungen an das Format und das Papier stellen.

Überweisungen sind von jedem Girokonto – in jedem Land – möglich.
Überweisungen sind von jedem Girokonto – in jedem Land – möglich.

Überweisungen und Dauerüberweisungen erfolgen in der Regel ohne Angabe der Adressdaten. Ist die Kontoverbindung des Spenders nicht in der Spenderdatenbank hinterlegt, ist eine Verknüpfung zwischen Spende und Spender nur schwer möglich. Dadurch wird eine weitere Betreuung der Spender erschwert.

Klassische Überweisungen können auch im Online-Fundraising verwendet werden. Dem Spender kann ohne Datenabfrage das Spendenkonto genannt werden oder am Ende eines Spendenformulars die Möglichkeit gegeben werden nun den Auftrag oder Dauerauftrag bei der eigenen Bank durchzuführen. Werden Daten des Spenders erfasst, kann dem Spender eine Spender-Nummer übermittelt werden, mittels derer er sich beim Spenden identifiziert.

Vorteile:

  • Keine Übertragung von Kontodaten online (Vertrauen)
  • Kostenfreie Spenden und Daueraufträge
  • Von jedem Girokonto aus jedem Land möglich

Nachteile:

  • Spenden nicht in einem Schritt möglich
  • Schwierige Verknüpfung von Zahlung mit Spenderdaten
  • Hohe Unsicherheit für die NGO, bis die Spende auf dem Konto ist

2. Kreditkarte

Das am zweithäuftigsten genutzte Instrument bei der Online-Spendenabwicklung ist die Kreditkarte. Jedoch haben nur 34 % der Deutschen eine eigene Karte. Auch Daueraufträge sind möglich, wenn auch nicht besonders üblich. Daueraufträge enden spätestens mit dem Gültigkeitsdatum der Kreditkarte.

Kreditkarte wird schon heute oft als zweites Zahlungsinstrument angeboten.
Kreditkarte wird schon heute oft als zweites Zahlungsinstrument angeboten.

Bei der Kreditkartenzahlung werden die Kreditkartendaten direkt bei der Spende überprüft und die Spende dem Konto der NGO gutgeschrieben. Die Abbuchung vom Konto des Spenders ist in der Regel verzögert. Um Kreditkartenzahlungen anzubieten braucht es in der Regel einen Kreditkartenakzeptanzvertrag mit einem sogenannten „Acquirer“. Zudem benötigt man einen „Payment Service Provider“, welcher die technische Verbindung zwischen der eigenen Homepage und den verschiedenen Zahlungsformen herstellt. Beim Payment Service Provider werden in der Regel auch die sicherheitsrelevanten Kundendaten gespeichert. Viele Banken oder Zahlungsdienstleister bieten hier Komplettpakete an. Die Kosten für die Kreditkartenzahlung sind vergleichsweise hoch und abhängig von den einzelnen Verträgen. Es können folgende Kosten entstehen:

  • Einrichtungsgebühr für den Payment Service Provider und die Kreditkartenakzeptanz
  • Monatliche Grundgebühren
  • Transaktionskosten pro Transfer
  • Disagio: Prozentualer Anteil an der Spende für den Kreditkartenacquirer.
    Der Prozentsatz liegt in der Regel zwischen 2% und 4% der Spende.

Mit dem Wegfall der klassischen Lastschrift wird das Volumen an Kreditkartenzahlungen weiter zunehmen. In Ländern wie den USA ohne etabliertes Lastschriftverfahren ist der Anteil der Kreditkartenspenden bereits deutlich höher. Noch ist es jedoch nicht möglich mit Kreditkartenzahlungen alle Online-Spender zu erreichen.

Vorteile:

  • Vergleichsweise hohe Verbreitung
  • Möglichkeit von Daueraufträgen
  • Ausgelagerte Abwicklung der Zahlungen

Nachteile:

  • Vergleichsweise hohe Kosten
  • Geringe Akzeptanz in Deutschland
  • Verzögerte Abbuchung auf dem Konto des Spenders

3. Direkte Überweisung

Anfang 2011 nutzten bereits 43 % der Deutschen Online-Banking. Online-Überweisungen bieten der NGO aber wenig Vorteile gegenüber klassischen Überweisungen. Mit Giropay und sofortüberweisung gibt es in Deutschland zwei Verfahren, mit denen der Spender direkt im Spendenprozess eine Überweisung tätigen kann.

Noch gibt es weder bei giropay noch bei sofortueberweisung Daueraufträge.
Noch gibt es weder bei giropay noch bei sofortueberweisung Daueraufträge.

Der Spender wird zur Bezahlung zu seiner eigenen Bank weitergeleitet und nimmt dort eine Online-Überweisung mit seinen üblichen Sicherheitsvorkehrungen vor. Anschließend kehrt er auf die Spendenseite zurück und die Organisation bekommt direkt eine Bestätigung der Überweisung. Notwendig ist hierfür lediglich der Zugang zum Online-Banking einer teilnehmenden Bank. Nicht alle Banken nutzen beide oder eines der Systeme, so dass die Verbreitung zur Zeit noch unklar ist. Zudem gibt es derzeit noch keine Möglichkeit einen Dauerauftrag direkt auszuführen.

Während Giropay direkt mit einigen Banken zusammen arbeitet, schaltet sich sofortüberweisung dazwischen. Es fallen Gebühren ähnlich wie bei der Kreditkartenzahlung an.

Vorteile:

  • Der Spender braucht keinen eigenen Account
  • Die Buchung findet direkt statt

Nachteile:

  • Die Verbreitung der Systeme ist noch gering
  • Keine Möglichkeit für Dauerspenden
  • Es fallen Gebühren bei der Organisation an

4. Paypal, clickandbuy und Co.

Es gibt verschiedene Anbieter, bei denen man sich ein eigenes Online-Konto anlegen kann. Die Dienste treten als Mittler bestehender Kontos für den Online-Zahlungsverkehr auf. Im Online-Zahlungsverkehr wird durch Eingabe von Benutzername und Passwort eine Transaktion direkt veranlasst, ohne dass Daten des Kontos oder der Kreditkarte angegeben müssen.

Paypal bietet in den USA schon Daueraufträge an. In Deutschland arbeitet man seit Jahren daran.
Paypal bietet in den USA schon Daueraufträge an. In Deutschland arbeitet man seit Jahren daran.

Paypal, welches zu ebay gehört, ist hier klarer Marktführer und wird von den meisten E-Commerce-Shops unterstützt. Aber es gibt eine Vielzahl von Diensten wie Skrill oder das zur Telekom gehörende clickandbuy.

Bei den meisten Diensten ist eine Dauerspende nicht möglich. Paypal bietet dies in den USA, jedoch nicht für den deutschen Markt an. clickandbuy hat eine Abonnement-Funktion für digitale Güter, welche zumindest theoretisch auch für Dauerspenden genutzt werden kann.

Besonders Paypal hat mittlerweile eine relevante Verbreitung in Deutschland. Ähnlich wie bei Kreditkarten gibt es ganz unterschiedliche Prozentsätze, die Paypal für jede Überweisung abzieht.

Vorteile

  • Einfache Handhabung nur mit Nutzername und Passwort
  • Direkte Buchung

Nachteile

  • Mehrere Anbieter sollten einbezogen werden
  • Dauerspenden nur bedingt möglich
  • Teils hohe prozentuale Gebühren

5. Telefon- und SMS-Spende

Eine weitere Zahlungsmöglichkeit ist die Telefon- oder SMS-Spende. Hier wird über die jeweilige Telefonrechnung des Spenders abgerechnet. Insbesondere die SMS-Spende hat in den letzten Jahren einen starken Zulauf erfahren. In der Regel wird sie auf Großveranstaltungen, bei Fernseheinblendungen oder Plakaten eingesetzt. Es ist aber auch ein Einsatz online z.B. durch Eingabe der Telefonnummer möglich.

Spenden können auch auf anderen Rechungen "versteckt" werden. Steuerlich absetzbar sind die Zahlungen aber nicht.
Spenden können auch auf anderen Rechungen “versteckt” werden. Steuerlich absetzbar sind die Zahlungen aber nicht.

Da keine weiteren Zahlungsabwicklungen notwendig sind, ist die Verbreitung theoretisch sehr hoch. Jedoch sind viele Menschen es nicht gewohnt, diese Dienste auch als Zahlungsmittel zu verwenden.

Telefon- und SMS-Spenden eignen sich besonders gut für große Mengen von Kleinspenden. Die dauerhafte Bindung der Spender wird jedoch erschwert. Ein Dauerauftrag ist nicht möglich und eine Kombination mit einer erweiterten Datenabfrage schwierig.

Vorteile

  • Hohe theoretische Verbreitung
  • Kleine Spenden einfach möglich
  • An fast jedem Ort on- und offline möglich

Nachteile

  • Unüblich bei größeren Spenden
  • Keine Dauerspenden möglich

Welche Erfahrungen haben Sie mit unterschiedlichen Zahlungsinstrumenten gemacht? Wie gehen Sie mit den unterschiedlichen Konditionen und Abrechnungsmodalitäten um?

Jona Hölderle
Author Jona Hölderle

Meine Vision: Eine wachsende Zivilgesellschaft, welche auch im Digitalen aktiv ist! Dafür versetze ich Organisationen in die Lage, Menschen online zu erreichen, von ihrer Arbeit zu überzeugen und langfristig zu binden. Als Berater, Sparringspartner und in Workshops unterstütze ich beim Website Relaunch, im Online Fundraising, beim Testing und Social-Media-Strategien.

3 Comments

  1. Avatar

    Hallo Jona,

    wir gehen eigentlich davon aus, dass es zum Thema SEPA und Lastschrifteinzug über das Internet Lösungen geben wird. Das Thema ist in Deutschland zu wichtig. Nicht nur beim Spenden. Aber wie das so üblich ist, kommt das vermutlich um 5 vor 12 und alle werden hektisch ihre Formulare anpassen müssen. Also lassen wir uns überraschen. Ich habe aber noch ein paar Ergänzungen zu den anderen Themen:

    1. Sofortüberweisung.de kann über unsere Formulare für NPOs kostenlos eingesetzt werden. Hierzu muss man sich aber über unser Spendenportal HelpDirect.org anmelden.

    2. Bei PayPal und Kreditkartenzahlungen haben wir exklusive Sonderlösungen mit den Anbietern direkt realisiert. Zum einen können wir NPOs bei Anmeldungen über HelpDirect erheblich günstigere Konditionen als normal anbieten. Darüber hinaus besteht über unsere HelpTools die Möglichkeit, dass der Spender das Disagio auch noch übernimmt. Viele tun dies freiwillig. Hierzu haben die Anbeiter ihre Technik auf unsere Logik anpassen müssen, wovon wir sie überzeugen konnten. Unseres Wissens sind wir der einzige Anbieter, der dies so anbieten kann. Damit werden diese Zahlungsarten für die NPO sehr kostengünstig bis kostenlos.

    3. Es fehlen noch Geschenkgutscheine in EUrer Aufzählung. Das Thema nimmt in der Bevölkerung stark zu und wird sicherlich auch die nächsten Jahr im Spendenmarkt eine größere Relevanz bekommen. So können heute schon vom europäischen Marktführer maxchoice Geschenkgutscheine in unseren HelpTools eingelöst werden.

    4. Und zuletzt noch als Hinweis, dass wir unsere HelpTools nach wie vor für NPOs kostenlos anbieten. Und das bleibt auch so. Mehr Infos unter http://www.helptools.org

    Schöne Grüße

    Harald Meurer

  2. Avatar

    Wir können etwas aufatmen:
    Der E-Commerce-Newsletter schreibt “Das Bezahlen per Lastschrift im Online-Handel soll auch nach der SEPA-Umstellung ab Februar 2014 möglich sein. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung von Bundesfinanzministerium und Bundesbank hervor. Beide sehen aber weiterhin den Bedarf, mittelfristig eine nutzerfreundliche europaweite Lösung für die elektronische Erteilung von Lastschriftmandaten (E-Mandat) zu entwickeln.” (http://www.ecommerce-leitfaden.de/aktueller-newsletter.html#2104)

    http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Presse/EZB_Pressemitteilungen/2013/2013_09_12_sepa_lastschriften.pdf?__blob=publicationFile

  3. Avatar

    Hallo,
    leider gibt es aber auch zumindest bei der Bank für Sozialwirtschaft immer noch keine Bewegung. Ich habe heute folgende Info zu dem Thema und dem Bericht der Bundesbank seitens der Kollegen der Bfs erhalten:

    “Das mit der Unterschrift gem. RB 6.1 Core ist nach wie vor maßgebend. Die Bank wird künftig im Bereich SEPA mit Ihren Net.Tool Kunden eine Zusatzvereinbarung schließen, in der auf diesen Umstand hingewiesen wird und das die Beweiskraft eines nicht vollständigen Mandats beim Zahlungsempfänger liegt. Also alles wird wie gehabt abgewickelt.”

    Es ist schon bedauerlich, dass der wichtigste Bankpartner im Sozialmarkt so wenig Flexibilität zeigt. Vor allem, wenn doch sogar die Bundesbank klar Stellung zu dem Thema bezieht. Letztlich werden dennoch die meisten NPOs auf die unterschriebene Version verzichten und lieber das Risiko der Rückgabe auf sich nehmen. Das Risiko ist zumindest geringer als das die Spender die Mandate nicht unterschrieben zurück schicken.

    SG

    Harald Meurer

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