Diskussionen

Pokemon Go und die Nonprofit-Welt

Mann ey, was ist das für ein Hype? Trotz Urlaub und damit eingehender Feed-Diät drängen sich die kleinen Viecher auf Smartphone und Tablet. Kein Netzwerk, keine Timeline, die (neben den traurigen Nizza-Ereignissen) ohne Erlebnisse rund um die japanischen Kleintiere auskommt. Kein Gesprächspartner ohne Meinung dazu.

Und? Auch schon ausprobiert?

Gut, als Early Adopter geht man nicht mehr durch, wenn man sich in diesen Stunden oder Tagen Pokemon Go auf dem Smartphone installiert. Die App hat sämtliche Download-Rekorde gebrochen. Und durch die Freischaltung für iOS in Deutschland wird sie zumindest in unserer digitalen Filterblase weiter steigen.

Lemur
Lemur. Gibt’s bestimmt auch als Pokemon.

Ein nächstes Level der digitalen Spielerfahrung ist eröffnet.

Im Ferienradio hier vor Ort sprach man davon, dass die derzeitige Nutzungsdauer pro Nutzer bei 33 Minuten täglich liege. Dies seien 11 Minuten mehr als es derzeit bei der aktuellen Facebook-Nutzung. Die Welt scheint verrückt zu sein. Zombie-Köpfe nach unten haltende Jugendliche und Erwachsene durchwuseln unsere Städte. Mega-Unfälle durch Pokemon-Nutzung am Steuer werden vorausgesagt. Ich warte auf den ersten „Experten“, der vor der Pokemon-Sammlung auf Schulhöfen warnt. Eltern geraten in Panik, dass die nächste Stufe der Verblödung der Jugend gestartet ist. Früher hat’s ja sowas nicht gegeben. Die Sammelkarten aus den 90ern haben ja schon gereicht.

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Da draußen scheint es ja furchtbar zuzugehen. Gut, dass Urlaub ist. Oder es ist nur die Wahrnehmung im Sommerloch? Das wird noch zu beobachten sein. Aber sie sind wieder da. Die Hater und die Lover. Beide Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber.

Also, Smartphone an, Pokemon Go drauf und ausprobiert. Ich gebe ja zu, für Draußen spielbares Neues empfänglich zu sein. Auch Ingress habe ich mal ein paar Wochen ausprobiert, um dann festzustellen, dass es zu viel Zeit klaut. (OK, der Ingress-Pokemon Go Vergleich hinkt irgendwie.)

Pokemon Go wird bei mir auch wieder vom iPhone fliegen. Aber ohne es zu verteufeln oder sonst wie niederzuschreiben. Vielleicht bin ich zu alt. Oder einfach müde von den ganzen Neuigkeiten. Egal. Aber lustig ist es schon und ich kann gut verstehen, dass das Spiel fesselt. Also, Fokus an für den Blick auf die Nonprofitwelt.

Was also können Nonprofits mit dem Pokemon Go Hype anfangen?

  1. Keep Calm. Polarisierungen, wie gerade erst durch das DRK Sachsen auf Facebook veröffentlicht, bringen gar nichts. Verteufelt nicht die Spielerinnen und Spieler. Sondern versucht zu verstehen, was da gerade passiert und wie man das Ganze nutzen kann.
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  2. Vom Gamification Aspekt lernen: Spielen zieht. Es macht Spaß und sorgt für Oxytocin-Glücklichmach-Schübe im Kopf. Machen wir uns Gedanken, wie unser Content genau das erzeugen kann. Die Share-the-Meal App setzt zum Beispiel auf digitale Auszeichnungen („Badges“).
  3. Nicht für jede Organisation möglich, aber falls doch: Baut Pokemon Go in Eure Aktionen mit ein, bis der Hype wieder verflacht. Zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit, für Freizeiten oder Gruppenangebote. Aber bitte versucht keine Klone oder Nachahmungen. So was wirkt schnell zum Fremdschämen und erreicht den gegenteiligen Effekt.
  4. Die geplanten Sponsored Places beobachten. Denn das war klar: Die App wird nicht gratis angeboten, weil die Entwickler der Menschheit etwas Altruistisches hinterlassen wollen. Sowohl die obligatorischen In-App Käufe als auch die weiteren Planungen zeigen, wo es hingeht. Bald könnt ihr Brand-Places in welcher Form auch immer kostenpflichtig buchen. Es wird also Präsenzen von Marken, Produkten und Firmen geben, zu noch unbekannten Konditionen. Vielleicht ist das ja was für Organisationen mit jüngeren Zielgruppen. Ich denke da an PETA und Co. Für den Markenaufbau vielleicht nicht uninteressant. Monetär gesehen vermutlich ein Schuss ins Blaue. Übrigens, einige gemeinnützige Objekte sind automatisch bereits jetzt integriert.
  5. Kümmert euch um die Medienkompetenz innerhalb eurer Organisation! Klärt intern und extern auf, was es mit dieser und weiteren Entwicklungen wirklich auf sich hat. Investiert in die Medienkompetenz eurer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden! So wird jeder in der Lage sein, unvoreingenommen digitale Trends zu verstehen, sie einzuschätzen und die Quintessenz daraus ziehen zu können. Das ist ein langfristiger Prozess. Aber jetzt wäre mal wieder ein guter Moment, damit zu beginnen. (Kann man einfach nicht oft genug betonen!)

Wie immer freuen wir uns über Eure Meinungen oder Fallbeispiele. Wo hat Pokemon Go eure Arbeit beeinflusst? Was macht Ihr damit und wie bereitet Ihr den kommenden Trend vor?

Und wer noch ein paar Euros übrig hat: Man sollte vielleicht mal in Aktien von Akkupack-Herstellern investieren :-).

Maik Meid
Author Maik Meid

Ruhrgebietskind. Jg. 1976, lebt in Hattingen, freiberuflicher Fundraising-Manager (FA). Seit >20 Jahren für Nonprofits tätig. Unterstützer für Fundraising und digitale Kommunikation, Foto- und Videograf. Studienleiter an der Fundraising Akademie. Begleitet Nonprofits durch den digitalen Dschungel. Macht das Fundraising Radio.

5 Comments

  1. Nico

    Sehr gut zusammengefasst, Maik!
    In der Tat spannend, wie ein Trend sich so raend schnell über alle Grenzen hinweg entwickeln kann. Genau deinen Punkt mit der Digitalkompetenz finde ich da entscheidend: Denn auch dieser Trendgeht vorbei..und der nächste kommt….garantiert! 🙂

    Gruß aus dem Süden
    Nico

  2. Avatar

    Da fällt mir doch gleich wieder eine Spielidee ein, die ich mal auf Geochaching Basis entwickelt habe. Ich könnte mir gleich einen Spot vorstellen für unser Tierheim. Hund ausführen, durch den Wald spazieren und Monster einsammeln. Zumindest kann man nur gegen ein Baum laufen, über Wurzeln stolpern oder im Schlamm stecken bleiben.

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