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Einstieg in Websites – Grundlagen für Kirchengemeinden

Die nette Kollegin Ingrid Alken von fundraising-evangelisch.info bat mich vor einiger Zeit um einen Text für ihr Portal, auf das ich an dieser Stelle gerne noch einmal hinweise. Inhaltlich sollte es um einen Einführungstext für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtung gehen, die sich mit der Erstellung einer Website beschäftigen wollen.
Diesen Text möchte ich hier nicht vorenthalten und weise direkt mal darauf hin, dass es sich um einen Crosspost handelt.

Hier geht’s los: Websites für Kirchengemeinden

Auch in Zeiten der sozialen Netwerke und Microblogs wie Facebook und Twitter ist und bleibt die klassische Website das Aushängeschild Ihrer Kirchengemeinde im Internet. Der Grundsatz der vergangenen Jahre ist weiterhin aktuell: Was im Internet nicht existiert, wird in der Realität nicht mehr wahrgenommen. Das Internet mit all seinen Vorzügen und Nachteilen ist längst Gegenstand des Alltags geworden und auch Realität für Kirchengemeinden.
Auch steht vor dem Handeln die Planung und die Erstellung eines Konzepts.

Fragen Sie sich zunächst: Was will unsere Seite?
Informationen verbreiten, zum Onlinespenden motivieren, eine Gemeinschaft (Community) aufbauen, als Predigtarchiv dienen? Oder wollen Sie jüngere Gemeindeglieder erreichen, Ihre Angebote darstellen, vielleicht auch Filme von der Jugendfreizeit zeigen?
Die Festlegung von Zielen ist sehr wichtig, weil sie letztendlich die Wahl der Technik mitentscheiden kann.

Ihr Konzept sollte nicht nur die Beauftragten für Internetarbeit benennen, sondern sich an den folgenden Säulen orientieren, über die Klarheit bestehen muss:

Form – Inhalt – Technik

Es gibt zwei Möglichkeiten zur Erstellung einer Website:

1. Agenturlösung: Eine Agentur richtet eine Website ganz nach Wunsch ein und bietet in der Regel auch Pflegelösungen an. Meist kann die Website auch über eine Agentur „gehostet“ werden, sprich die Site liegt auf dem (meist gemieteten) Speicherplatz der Agentur. Agenturen sind daran interessiert, ihr Projekt möglichst lange zu begleiten. Texte oder zumindest Themen-Ideen müssen natürlich weiterhin durch die Gemeinde vorgegeben werden. Gleiches gilt für die Beauftragung von Freelancern. Agenturen kosten Geld, aber sie erhalten dafür ein professionelles Produkt, das technisch auf dem neuesten Stand ist. Sorgen bei technischen Fragen sind häufig mit einer e-Mail geklärt. Die Programmierung ist meist so gewählt, dass bei einem Agenturwechsel das Produkt „mitgenommen“ werden kann.

Vorteile:

  • Updates des technischen Systems erfolgen dann automatisch und werden durch die Agentur vorgenommen.
  • professionelles Endprodukt
  • technisch neuester Stand
  • Produkt kann bei Agenturwechsel mit umziehen
  • Nachteile:
  • (vermeintlich) höhere Kosten
  • häufig Vertragsbindung

2. Sie machen es selbst. Diese Lösung ist sehr beliebt, wenn eine Person aus der Gemeinde bekannt ist, die dies „mal eben“ macht. Grundsätzlich gilt allerdings: „Mal eben“ darf beim Medium Internet nicht unterschätzt werden. Ein täglicher Blick auf die Website ist selbstverständlich.

Vorteile:

  • Häufig flexibler Einsatz einer ehrenamtlichen Kraft, die nur wenig Sachkosten verursacht.

Nachteile:

  • Abhängigkeit von einer Person
  • häufig nicht vollständiges Know-How im Bereich der IT- und Datensicherheit
  • Häufig mangelnde Kenntnisse z.B. in den Bereichen Datenbank oder Suchmaschinenoptimierung
  • Die beauftragte Person ist mit dieser Aufgabe zeitlich sehr beansprucht, da eine tägliche Kontrolle notwendig ist.

In einigen Landeskirchen gibt es noch die Möglichkeit 3:
Die Landeskirche stellt Serverplatz und System zur Verfügung und ermöglicht somit Kirchengemeinden den kostengünstigen Zugriff auf ausgewogene und sicherheitsgeprüfte Technik. Ob es diese Möglichkeit gibt und ob sie auch mit Beratungsleistungen verbunden ist, erfragen Sie bitte bei Ihrer Landeskirche.

Würzburg

Form:

Wie soll eine Website aufgebaut sein?
Ihre Seite soll das wiedergeben, wofür Ihre Kirchengemeinde steht.
Welche Themen stehen im Mittelpunkt? Präsentieren Sie diese Themen an zentralen Stellen ihrer Seite und setzen Sie auf starken Bildeinsatz. Klären Sie vorher die Bildrechte an den Bildern. Bedienen Sie sich an vorhandenen und frei zugänglichen Bilddatenbanken (z.B. Creative Commons-Bereich bei flickr) aber denken Sie an die Quellenangaben unter der Berücksichtigung der jeweiligen Lizenzen. Klickverlaufsstudien zeigen, dass Selbstdarstellungen von Personen auf Seiten von Hilfsorganisationen kaum geklickt werden. Berücksichtigen Sie diese Regel auch bei der Selbstdarstellung des Leitungsorgans.

Achten Sie neben den ansprechenden Bildern auf leicht verständlichen Text. Das Internet ist ein schnelles Medium. Sie haben zwei Sekunden Zeit, einen Menschen von dem Auftritt zu überzeugen. Gehen Sie nicht davon aus, dass sämtliche Texte wahrgenommen und tatsächlich gelesen werden. Reduzieren Sie, reduzieren Sie, reduzieren Sie und hinterlassen Sie primär eine emotionale Aussage über Ihre Gemeinde anstatt trockener theologischer Kernsätze.

Versuchen Sie, sämtliche digitale Aktivitäten rund um die Kirchengemeinde zu bündeln. Meist machen eigene Auftritte und Coexistenzen unterschiedlicher Gruppen, der Kinder- und Jugendarbeit oder des Kindergartens keinen Sinn, allein schon aus Gründen des Inhalts. Nur gemeinsam ist es auf der lokalen Ebene einer Kirchengemeinde möglich, für lebendigen Inhalt zu sorgen und dem Nutzer die Chance zu bieten, die Gemeinde als Ganzes wahrzunehmen.

Sehen Sie die Website nicht bloß als pdf-Ablage für die Dinge, die Sie sowieso drucken (lassen), wie z.B. dem Gemeindebrief. Letzteres sind zum scheitern verurteilte Versuche, altes Kommunikationsverhalten auf neue Medien zu übertragen. Digitale Medien benötigen eine andere Methodik, um Menschen zu begeistern: Bewegtbild, schnell erfassbarer Inhalt, Fotos, Emotionen, Interaktivität und Dialog.

Installieren Sie ein datenschutzkonformes Analyseinstrument (z.B. Piwik) und beobachten Sie das Verhalten der Besucher der Website über einen gewissen Zeitraum. Lernen Sie aus den Fehlern und optimieren Sie die Seite. Eine Website ist nie abgeschlossen. Sie ist ständig in Bewegung und muss stets optimiert werden.

Einige Tipps:
Setzen Sie auf dem Haupt-Auswahlbereich nicht mehr als sieben Möglichkeiten.. Dieser Auswahlbereich kann z.B. im oberen oder linken Bereich liegen, hängt aber ganz vom Gesamtlayout ab.
Sollte dies nicht ausreichen, überdenken Sie lieber den gesamten Aufbau, als dass Sie hier weitere Felder hinzufügen.

Ist Ihre Kirchengemeinde auf Facebook oder in weiteren sozialen Medien vertreten? Hervorragend! Dann zeigen Sie dies doch und nutzen Sie – sofern keine datenschutzrechtlichen Bedenken bestehen – Schnittstellen, um über Ihre Homepage neue Freunde und Follower zu generieren.

Inhalt:

Der Kern des Internetauftritts (nicht nur von Kirchengemeinden) ist und bleibt der Inhalt. „Content is king“ ist und bleibt auf absehbare Zeit der Leitsatz im Internet, der nicht nur die Suchmaschinenoptimierung betrifft. Dahinter verstecken sich Lehre und Erfahrung, dass einmaliger Inhalt auf Websites von Suchmaschinen wie z.B. Google als hochwertig bewertet werden. Eine inhaltlich gut und optisch nicht so gut ausgestattete Website ist aus Suchgründen sinnvoller als der Umkehrschluss.
Die inhaltliche Auseinandersetzung ist meist die Schwerste, aber dennoch das Herzstück Ihrer Arbeit. Hier vermitteln Sie das, wofür Ihre Kirchengemeinde steht. Berücksichtigen Sie aber die unterschiedlichen Mediennutzungsverhalten. Während es für Gottesdienstbesucher schon häufig schwierig ist, einer langen Predigt zu folgen, so wird diese in der Regel von kaum jemandem im Internet vor dem Bildschirm, dem Smartphone oder Tablet gelesen. Eine Zusammenfassung der letzten Gemeindeversammlung als eingebettetes Video aber vielleicht doch.
Fragen Sie Ihre Gemeindeglieder, was Sie gerne lesen oder sehen möchten und nehmen Sie die Angaben ernst. Optimieren Sie darauf hin Ihre Seite. Denken Sie aus Sicht des Besuchers.

Das Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO) kann von Ihnen in einer zweiten Phase Stück für Stück verbessert werden. Hinter dem langen Wort steckt die Kunst, eine Website so zu gestalten, dass sie von den großen Suchmaschinen entdeckt und in der Wertigkeit („Relevanz“) nach oben gesetzt wird. Es gibt einfache Regeln, die man auch als Nicht-Profi beachten kann und die eine Menge Erfolge mit sich bringen.

Technik:

Kirchengemeinden benötigen für ihren Alltag einfache Systeme, die einfache Einarbeitungsmöglichkeiten bieten. Die Systeme ähneln sich, besitzen aber Unterschiede in der Nutzung und Rechtevergabe für Redakteure. Das ausgewählte System muss zu den Zielen und zum Inhalt passen.

Einige Fragen zur Technik, die geklärt werden müssen:

  • Benötige ich ein Content-Management-System (CMS), um mehreren Nutzern den Zugang zu einer komfortablen Pflegeoberfläche zu verschaffen? Welches CMS benötige ich dann? Bietet meine Landeskirche ein CMS-System an? Es gibt Hunderte von deutschen kostenfreien CMS, wobei sich „kostenfrei“ ausschließlich auf die Lizenznutzung der Plattform und möglicher Zusatzapplikationen bezieht.
  • Oder reicht uns eine Art statische Visitenkarte im Internet, die mit einfachen Bordmitteln von fast jedem Rechner aus zu realisieren ist?
  • Welche Domain (URL) möchten wir nutzen? Ist diese noch frei? Haben wir die Rechte daran?
  • Benötige ich eine Datenbank? Welche soll es sein?
  • Wo ist meine Seite gehostet? Was bietet der Dienstleister?
  • Benötige ich eine Schnittstelle für Zahlungen, weil wir uns auch mit Online-Fundraising beschäftigen möchten.
  • Wird ein Newslettersystem benötigt?
  • Brauchen wir eine Anbindung an soziale Netzwerke?
  • Wie sieht es mit der Einbindung von Videos oder Animationen aus? Werden dadurch z.B. Programmerweiterungen nötig? Soll und kann auf der Seite Werbung gemacht werden? Wenn ja, in welcher Form?
  • Sollen auf der Website Daten gesammelt werden, die z.B. direkt und automatisch in eine weitere Software fließen sollen?
  • Wie ist die Sicherheit gewährleistet?
  • Wer kümmert sich um die technische Seite der Suchmaschinenoptimierung?
  • Nutzen wir das oben beschriebene Analysetool und wer wertet es aus?

Der Aufbau einer Website gerade für meist nicht zentral agierende Kirchengemeinden ist eine Herausforderung, die eine Menge Energien freisetzt. Nutzen Sie die Kraft in Ihrer Gemeinde und gehen Sie das Thema an. Das Internet ist das Leitmedium der Zeit und bekommt in den kommenden Jahren eine immer größer werdende Bedeutung. Auch durch die wachsende Bedeutung sozialer Netzwerke bleibt die klassische Website auf absehbare Zeit der wichtigste Kommunikationspunkt.

Gönnen Sie sich die Investition.

Maik Meid
Author Maik Meid

Ruhrgebietskind. Jg. 1976, lebt in Hattingen, freiberuflicher Fundraising-Manager (FA). Seit >20 Jahren für Nonprofits tätig. Unterstützer für Fundraising und digitale Kommunikation, Foto- und Videograf. Studienleiter an der Fundraising Akademie. Begleitet Nonprofits durch den digitalen Dschungel. Macht das Fundraising Radio.

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