Interviews

Susanne Reuter vom Zentrum für Systemisches Fundraising

Susanne Reuter vom Zentrum für Systemisches Fundraising

Susanne Reuter ist systemische Organisationsberaterin (König & Vollmer, Königswieser) und seit 2005 selbständig tätig. Sie hat 2010 das Zentrum für Systemisches Fundraising (ZSF) gegründet, dessen geschäftsführende Gesellschafterin sie ist. Sie war im Bundesverband der Johanniter Unfall-Hilfe mit der Aufgabe tätig, die regionalen Gliederungen im Aufbau des Fundraising zu beraten und hat langjährige Erfahrungen in Agenturen für Fundraising und Kommunikation. Ihr Schwerpunkt liegt im Design und in der Begleitung von Prozessen zur Implementierung oder Optimierung des Fundraisings in seinem gesamten Spektrum. In dieser Eigenschaft begleitet sie seit 20 Jahren mittlere und größere Organisationen, die ein hohes Maß an Komplexität aufweisen. Sie ist Dozentin und Kursleiterin bei zahlreichen Fachveranstaltungen und Fachautorin.

Liebe Frau Reuter, wie sind Sie ins Fundraising gekommen?

1992 bin ich bei der Bundesgeschäftsstelle der Johanniter Unfall-Hilfe e. V. zunächst als Vertretung für einen Mitarbeiter aus dem Bereich PR&ÖA eingestiegen. Als der aus seiner Elternzeit zurückkehrte, wechselte ich in den Bereich „Sozialmarketing“ und erhielt sogleich den Auftrag, für den Gesamtverband der Johanniter mit damals über 600 örtlichen Gliederungen ein Erbschaftsfundraising-Konzept zu entwickeln.
Das war der Auftakt zu meiner vorigen Karriere als Erbschaftsfundraising-Expertin und zur Auseinandersetzung mit der „Institutional Readiness“ in komplexen Organisationen. Heute liegt mein Schwerpunkt im Design und in der Begleitung von Prozessen zur Implementierung oder Optimierung des Fundraisings in seinem gesamten Spektrum.

Was war Ihr größter Fundraisingerfolg und warum war er erfolgreich?

Meine Kernaufgabe liegt darin, andere (Menschen und Organisationen) zu erfolgreichem Fundraisen zu befähigen. Deshalb ist mein größter Erfolg, beinahe unzählig viele Fundraisende und Führungskräfte nachhaltig auf diesen Weg geführt und begleitet zu haben. Grob über den Daumen gepeilt dürften das inzwischen weit über hundert Personen und mindestens 30 große und kleine Organisationen sein. Aber eigentlich gehört der Erfolg den Kunden selbst, denn die fachliche Begleitung sorgt vor allem dafür, dass sie ihre Erkenntnisse aus allen Schritten gewinnbringend für das Verankern und Vernetzen des Fundraising in der Organisation sowie für den Aufbau eigener Kompetenzen nutzen können. Und das gelingt, weil ich eine Mission habe, die wirkt und an die ich glaube: Erfolg kommt (nur) von innen!

Aus welchem Misserfolg haben Sie am meisten gelernt?

Dass mein systemischer Ansatz zunächst nicht auf Anhieb verstanden und angenommen wurde: So ermutigend inzwischen die Ergebnisse sind – an die ich ja nicht allein geglaubt habe – so sehr wurde dennoch meine Geduld auf die Probe gestellt. In Fundraisingkreisen herrscht nach wie vor ein ausgeprägter Glaube an Tools oder Instrumente und eine eher mechanistische Fokussierung auf Fundraisingmaßnahmen. Ich war davon ausgegangen, dass man sich leichter damit täte, die notwendigen Mühen einer ernsthaften Fundraising-Implementierung nicht zu scheuen und Fundraising als Organisationsentwicklung zu verstehen. Gelernt habe ich daraus, hartnäckig zu bleiben; und dass der Wandel von Denkweisen wohl seine Zeit braucht…

Was würden Sie Fundraising-Einsteigern empfehlen?

Sich sehr gut mit den Rahmenbedingungen, also der „Institutional Readiness“ der Organisation und mit der inneren Haltung der Verantwortlichen vertraut zu machen. Und dann nicht locker zu lassen, die Schaffung angemessener Rahmenbedingungen für erfolgreiches Fundraising und Verantwortungsübernahme (Involvement) selbstbewusst einzufordern. Hierin liegt, neben der eigenen fachlichen Kompetenz, die Hauptverantwortung der Fundraiser – und es ist der Garant dafür, sich am Ende nicht im Hamsterrad der verzweifelten Suche nach Antworten auf unerfüllbare oder unklare Erwartungen wiederzufinden.

Jörg Reschke
Author Jörg Reschke

Als Experte für Digitale Kommunikationsstrategien und Fundraising ist er bei der IT-Unternehmensberatung Capgemini als Business Analyst tätig und betreut im Schwerpunkt Nonprofit-Organisationen. Zuvor war er als Chief Marketing Officer bei Enscape (Real-Time Rendering und Virtual Reality für Architekten) bzw. als Chief goood Officer beim sozialen Mobilfunkanbieter goood tätig. Er gründete das Institut für Kommunikation in sozialen Medien und die Fachgruppe Digitales Fundraising im Deutschen Fundraising Verband.

1 Comment

  1. Avatar
    L.Flottmann Reply

    Gefällt mir sehr. Nachhaltig erfolgreiches Fundraising benötigt unbedingt ein ganzheitliches Denken und Handeln in der Organisation: Von der Projektabteilung, über die Buchhaltung bis zum Vorstand – Am Besten von oben nach unten gelebt.

Write A Comment

*