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Live-Streaming via Facebook und Periscope

Der Übertragungswagen für die Hosentasche

Seit Beginn von Film und Fernsehen ein Traum: Immer und überall eine Möglichkeit seine Themen, Veranstaltungen und alles andere was die Welt interessieren könnte, in eben diese Welt hinaus zu entlassen.
Klingt pathetisch – besonders wenn es von einem Journalisten kommt. Doch die Realität hat die Träume eingeholt. Jeder Mensch, Fundraiser, Gemeindeleiter, Aktivist etc. kann im Jahr 2016 seine Veranstaltung ins Web ausstrahlen. Im Gegensatz zu teurer Fernsehzeit unbegrenzt, kostenlos und vor allem: LIVE!

Was braucht man dazu?

Genau genommen nur ein Smartphone und einen (kostenlosen) Account bei einem Anbieter, der Livestreaming anbietet. Konkret reden wir an dieser Stelle im Moment über Periscope und/oder Facebook. Ist die Basisausstattung vorhanden, dann kümmern wir uns um die Ausrüstung für ambitionierte Live-Streamer, denn im Idealfall soll die Übertragung ja nicht nur technisch funktionieren, sondern auch noch gut aussehen und im allerbesten Fall die Zuschauer in aller Welt an die Bildschirme, Smartphones und Tablets fesseln.

Kamera und die Welt
Relativ einfach: Mit der Kamera oder dem Smartphone live in die Welt hinaus streamen. (Foto: CC0 via Deathtothestock)

Zweieinhalb sinnvolle Ergänzungen

Wie gerade vollmundig behauptet wird lediglich ein Smartphone benötigt. Stimmt grundsätzlich, ich würde trotzdem eine Ergänzung anfügen, denn das Alter des Gerätes ist nicht ganz unwichtig. Dem technischen Wettrüsten sei Dank verfügen die aktuellen Smartphones über Kameras, bei denen sich Fotografen an den Kopf fassen. Hohe Foto- und Videoqualität ist nicht nur in Asien ein Verkaufsargument. Heißt auf den anderen Seite aber auch, dass ich mit meinem 5 Jahre altem Samsung/iPhone zwar mutmaßlich eine Live-Übertragung zu Wege bringen werde, allerdings wird die Bild- und Tonqualität zu wünschen übrig lassen. Ein aktuelles Modell wird sich in vielen Haushalten finden. Falls nicht, sollte eine kurze Umfrage unter Freunden, Kollegen oder anderen Menschen zum gewünschten Erfolg führen.

Als zweites würde ich immer versuchen eine Übertragung über ein W-LAN Netz aufzubauen. Grundsätzlich gehen natürlich auch mobile Netze, allerdings können die deutlich launischer sein als stationäre Netze.

Vorsicht!

Eine drahtlose W-LAN Verbindung ist gefunden, das Telefon hat sich eingewählt und es ist alles bereit für die Übertragung in die große weite Welt. Alles wunderbar – und alles keine Garantie für eine starke, stabile und störungsfreie Verbindung.

Ein konkretes Beispiel: Auf dem Deutschen Fundraisingkongress 2016 habe ich die Ehre gehabt die Big Session des Teams von sozialmarketing.de live via Facebook ins Netz zu streamen. Ein ambitioniertes Projekt, denn die Kamera sollte bewegt sein, alle Aspekte der Veranstaltung einfangen und mit der Welt teilen.

Nächster Halt: Indien

Wir haben es mit dem Stream bis nach Indien geschafft und während der Session schon die ersten Kommentare eines Zuschauers von dort live eingebunden. Wenn das funktioniert, dann wurde vieles richtig gemacht. Doch zurück zur Technik. Hat alles gut funktioniert und doch ist das Streaming an seine Grenzen gestoßen. Was war passiert? Das Handy hing im W-LAN des Kongresses, die Geschwindigkeit war gut und die Übertragung wurde kurz vor Beginn der Big Session gestartet. Alles gut. Dann füllte sich der Saal mit mehreren hundert Interessierten. Natürlich hingen damit von jetzt auf gleich auch 300 Smartphones im Netz. (Alle Besitzer eines Nokia 3210 sind jetzt meine Freunde – gibts aber nicht mehr so viele von.)

Wifi ist überall
Wifi ist mittlerweile nahezu überall zu finden. (Foto: CC BY-SA Maik Meid)

Peak zum Anfang

Der Saal war voll, die Veranstaltung lief und die Verbindung wurde schwächer. Sie brach aber nicht ab. Praktisch: Die App macht mit einem Hinweis sehr deutlich, dass die Verbindung in die Knie geht oder gehen wird/könnte. Der fleissige Streamer filmt natürlich weiter, denn dieser Zustand kann sich sekündlich ändern. Tat er auch. Die Verbindung stabilisierte sich und die Veranstaltung lief. Es trudelten die ersten Kommentare ein, und die ersten Zuschauer an den Schirmen dieser Welt schalteten sich dazu. In der Spitze hatten wir 20 davon. Klingt wenig, sind es aber nicht.

Dran bleiben.

Wenn man sich nicht als „wir-streamen-alles-live-portal“ mit einer riesigen Facebookgemeinde etabliert hat, dann ist das eine sehr ordentliche Zahl, bei einem solchen Special-Interest-Thema sowieso. Das Schöne: die meisten blieben über längere Zeit dabei und kommentierten fleissig. Wie gesagt, der Kollege aus Indien hat sich sehr gefreut per Video auf einer Big Session des #DFK16 dabei sein zu können.

Die Sache mit der Aufmerksamkeit

Nachdem der Anfangspeak überstanden war, lief der Stream stabil. Wir näherten uns der zweiten Hälfte, betraten das letzte Drittel oder überschritten einen anderen unsichtbaren Punkt und plötzlich wurde die Verbindung schlechter. Ich filmte natürlich weiter und irgendwann brach die Übertragung ab. Ich nahm meinen Blick vom Display und schaute mir die Zuschauer genauer an und sah direkt was passiert war. Mit fortlaufender Dauer der Veranstaltung hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit nachgelassen. Von 100% war das Publikum nur noch bei 70%. Und mit den restlichen 30% checkten sie kurz ihre Mails oder twitterten (hoffentlich) wie toll die Session ist und war. Zugegeben – ist lediglich eine Theorie von mir, aber solange mir niemand das Gegenteil beweist… Als die Verbindung sich nicht wieder beleben ließ, startete ich eine neue und die funktionierte dann wieder. Leider verliert man dann auch einige Zuschauer.

Trotzdem machen

Das alles könnten jetzt Argumente gegen ein Live-Streaming sein – sind sie aber nicht. Wenn die Organisation, FB-Gruppe etc. eine ordentliche Anzahl an Followern hat, ist/sollte Live-Streaming via Facebook oder Periscope immer eine Option sein, die diskutiert und geprüft werden sollte. Und selbst wenn nur 20 Leute zuschauen – Machen! Niemand weiß, wie sich er Markt entwickeln wird und es kann ja nicht schaden, zu den Pionieren gehört zu haben.

Kirche live

In Berlin haben wir mit einem Gimbal gearbeitet. Diese Tatsache ermöglichte sehr weiche, elegante Kamerabewegungen. Dies bedarf zum einen das vorhanden sein eines solchen Gerätes (kostet ein paar hundert Euro) und es schadet aber auch nicht, wenn der Kameramann schonmal damit geübt hat und/oder regelmäßig eine Kamera in der Hand hat. Es geht aber auch einfacher. Maik Meid hat aus Spaß an der Freude eine einfachere Version ausprobiert und den Gottesdienst seiner Gemeinde per Live-Stream ins Netz gestellt. Eine feste Kameraposition auf einem kleinen Stativ und der Freifunk seiner Gemeinde. Fertig. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und ist zum Abschluss ein klares Argument für das Live-Streaming.

Zurück zum Fundraising-Kongress. Hier sind nahezu alle Dinge gesagt und ich bin fest davon überzeugt, dass bei einer Fortführung des Formats auch wieder das Live-Streaming zum Einsatz kommt.

Fazit

Machen – oder einfach mal darüber nachdenken. Als Ergänzung lässt sich bei Facebook-Livestreams zudem der Facebook-Spenden-Button hinzufügen.

Tobias Dunkel
Author Tobias Dunkel

Tobias Dunkel ist freiberuflicher Journalist für Fernsehen, Radio und Print. Bei nonprofitmedia.de erklärt er mobile Videoproduktion mit einfachen Mittel, das richtige drehen mit dem Smartphone oder er berät Organisationen rund um das Thema Video und Audio. Dabei stehen sowohl die technischen Anforderungen, wie auch die inhaltliche Entwicklung, Planung und Umsetzung im Fokus.

1 Comment

  1. jan

    Hey, DANKE nochmal lieber Tobias für das Streaming beim Kongress. Und JA: sollten wir wieder mit dabei sein (dürfen) dann hoffentlich auch Du wieder. Cheers! jan

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