Fundraising Software

Fundraising-Software ist eine Fundraising-Software ist eine Fundraising-Software

fundraising cornelia bloemerCornelia Blömer ist selbstständige Organisationsberaterin mit Schwerpunkt Fundraising für Non-Profit-Organisationen. Aktuell dreht sich bei ihr vieles um die SEPA-Umstellung und die Beratung bezüglich der Einführung von Fundraising-Software. Sie ist Mitglied im IT-Ausschuss des Deutschen Fundraising Verbandes. Wir sprachen mit ihr über Nutzen und Angebote von Fundraising-Software.

Was versprechen sich Organisationen von Fundraising-Software?
Das ist sehr, sehr unterschiedlich, je nachdem wen man in der Organisation fragt. Die Erwartungen an Fundraising-Software unterscheiden sich je nachdem, ob man den Geschäftsführer fragt, die Fundraiserin, die Buchhalterin, die Menschen die mit den Spendern am Telefon zu tun haben, diejenigen die die Spendenbuchung erfassen in der Buchhaltung – jeder hat eine vollständig andere Sicht auf das Thema.

Wie dynamisch der der Markt von Software-Angeboten?
Also ich würde sagen, dass es eher ein gesetzter Markt ist, aus meiner Perspektive. Es ist auch ein Markt, der eher, ich weiß nicht genau wie man das nennt, nicht “anbietergetrieben” ist, sondern eher “käufergetrieben”. Das heißt, nur wenn die Käufer Druck machen, dass sie bestimmte Features haben wollen, wird überhaupt etwas weiterentwickelt – nach meiner Wahrnehmung.

Was bedeutet das für die Weiterentwicklung der Angebote?
Also ich habe den Eindruck, dass die Anbieter von Fundraising-Software selber den Entwicklungen, denen sie eigentlich gerecht werden müssten, wie zum Beispiel Online-Fundraising oder Online-Anbindung, überhaupt nicht von selber gerecht werden, sich da auch gar nicht besonders einarbeiten und versuchen irgendwie Vorreiter zu sein, sondern dass sie immer der Entwicklung hinterherhinken und immer noch damit beschäftigt sind, Dinge zu entwickeln, die sie schon ganz lange, meiner Ansicht nach, eigentlich anbieten müssten. Von daher kann die Konkurrenz auch nicht so wahnsinnig groß sein und die Software-Anbieter, die ich so wahrnehme, die Großen, habe alle im Moment eher zu viele Einführungsprojekte als zu wenig. In diesem Jahr sind sie auch völlig von der SEPA-Umstellung Ihrer Kunden in Anspruch genommen, da die Projekte sehr viel aufwändiger sind als alle erwartet haben. Das heißt, die kommen mit ihren personellen Ressourcen überhaupt nicht hinterher und sind von daher auch nicht so wahnsinnig auf Kundensuche.

Wozu braucht eine Organisation eine Fundraising-Software? Was kann man denn mehr von Fundraising-Software erwarten als die Verwaltung und Zuordnung von Spender-Finanzströmen?
Das ist genau der Punkt. Das ist nämlich die Perspektive der Buchhaltung und derjenigen, die Spenden erfassen. Deren Perspektive ist, dass es eigentlich eine Verwaltungs-Software ist, die möglichst einfach funktionieren soll und schnell. Aber aus meiner Sicht ist Fundraising-Software wie ich immer sage: Eine Fundraising-Software ist eine Fundraising-Software ist eine Fundraising-Software. Das heißt, eigentlich dient eine Fundraising-Software nicht der Arbeitserleichterung in der Erfassung von Buchungen, sondern dient dem Fundraising, d.h. den Ergebnissen die das Fundraising braucht, um das Dialog-Marketing zu optimieren. Und meiner Ansicht nach ist eine Fundraising-Software ein Instrument des Dialog-Marketings, vor allen Dingen, oder des Relationship-Fundraising, wenn man so will. Das heißt, wir verwalten oder managen Beziehungen in der Fundraising-Software. Beziehungen zu unseren Förderern, Unterstützern, Spendern, allen Kontakten, die wir haben. Und da geht es in erster Linie darum, alles das zu erfassen, was man unter Datenschutzbedingungen erfassen darf, was wichtig ist, um die Beziehung zu gestalten und nicht unbedingt Spenden zu verbuchen. Verbuchen kann ich in der Finanzbuchhaltung, dafür brauche ich keine Fundraising-Software.

Nun können ja Organisationen unterschiedlichste Ressourcen-Arten beschaffen. Welche Arten von Ressourcen können denn in einer Software-Datenbank erfasst werden?
Also die Ressourcen die verarbeitet werden können, sind natürlich zunächst einmal die Adressen, also die Personen und die Adressen. Die sind wichtig für das Dialog-Marketing. Und dann kann ich natürlich noch personenbezogene Daten erfassen, allerdings nur im Rahmen der deutschen Datenschutzgesetze. Und da hat das natürlich Grenzen. Was ich noch erfassen kann, sind natürlich die Buchungen, also die Finanzen, die Spendeneingänge. Und für viel mehr wird Fundraising-Software zumindest bis jetzt auch nicht benutzt. Es gibt in seltenen Fällen auch noch Organisationen, die auch noch an die Fundraising-Software eine Projektdatenbank gekoppelt haben, die dann also gleich die Projekte in der Software erfassen, evaluieren unter Umständen und auch die Kosten zuordnen usw. Das ist aber eher selten. Das bietet auch eine normale Fundraising-Software nicht an, sondern das ist meistens dann selber programmiert, noch drangehängt. Natürlich ist es möglich eine Fundraising-Software noch für viel mehr zu nutzen, Freiwilligen-Management beispielsweise und Kampagnen-Management, das wird aus meiner Sicht aber oft nicht richtig genutzt.

Es werden verschiedene Personendaten gespeichert. Gilt das auch für die potentielle Reichweite? Gäbe es die Möglichkeit Unterstützer mit einer großen Reichweite in Facebook, Twitter & Co zu selektieren?
Soweit ich weiß, wird das bisher nicht, nirgendwo, in die Fundraising-Software aufgenommen. Von daher kann man es auch nicht messen. Also, es ist immer eine Frage, was gebe ich in die Software rein, um auch wieder etwas rauszukriegen und die Frage ist auch, die ich jetzt auch nicht aus dem Stegreif beantworten kann, ob ich das überhaupt datenschutztechnisch sauber erfassen kann. Also wenn jemand mein Fan auf Facebook wird, gibt er mir damit nicht die Erlaubnis, elektronisch verarbeitet zu werden. Das heißt, ich kann ihn nicht so einfach in einer Datenbank erfassen.

Oder die Unterstützer bitten, ihr Profil und ihre Daten zu vervollständigen, so wie man neben der Postadresse auch versucht die Email-Adressen, Mobilnummer, vielleicht den Facebook-Namen oder den Twitter-Account zu erfassen. Und wenn das dann als Daten übergeben wird, dann dürften sie ja gespeichert werden.
Wenn sie ihr Einverständnis geben, dann dürfte das gespeichert werden. Und dafür müsste ich aber als Schnittstelle ein Login in die Datenbank haben und das haben nur wenige. Also, dass man seine Daten selber in der Datenbank ändern kann, das hat so gut wie niemand. Das hat auch sein Gründe im Datenschutz, da ist natürlich dieser Zugriff von außen auf die Datenbank , ja, der muss eben auf eine besondere Art und Weise gemanagte werden und die meisten Organisationen haben sich bisher dagegen entschieden, das tatsächlich einzubauen.

Glaubst Du die meisten Organisationen haben sich auch damit auseinandergesetzt oder eher aus Komplexitätsgründen beiseite geschoben? Was glaubst du, wo liegen die Gründe, dass sie sich dagegen entschieden haben?
Also ich glaube, die meisten Organisationen haben sich noch nicht vertieft damit auseinandergesetzt, wie sie die sozialen Netzwerke und die Beteiligung in der Datenbank abbilden und wenn dann hat wahrscheinlich der Anbieter geschrien “Um Gottes Willen” und dann haben sie es gleich gelassen. Bei einer Software-Einführung haben wir damals auf Organisationsseite auch völlig naiv gesagt, ja, wir hätten gern eine Schnittstelle, dass die Leute sich einloggen können und ihre Daten selber bearbeiten können und kündigen können. Und damals war das für den Anbieter – also das war so eine große Hürde, dass wir wahrscheinlich ein Jahr später die Software hätten einführen können. Und dann haben wir es gelassen.

Ansätze des Aktivisten-Fundraising deuten in eine Richtung, die eine engere Zusammenarbeit von Fundraising und Freiwilligen-Management münden könnte. Wird das in der Fundraising-Software bereits abgebildet?
Es wird immer mehr angefragt jetzt, ist mein Eindruck. Also früher war das nicht so, dass das Freiwilligenengagement auch dort abgebildet war, aber ich erlebe jetzt doch, dass Organisationen zunehmend danach fragen, ob man das dort auch abbilden kann. Ich glaube, es gibt auch schon einzelne Anbieter, die entsprechend was entwickelt haben. Ich glaube, es geht bei den meisten Organisationen im Moment nicht über mehr als eine Art Adress-Management hinaus. Aber immerhin. Es ist so ein Anfang.

Jörg Reschke
Author Jörg Reschke

Als Experte für Digitale Kommunikationsstrategien und Fundraising ist er bei der IT-Unternehmensberatung Capgemini als Business Analyst tätig und betreut im Schwerpunkt Nonprofit-Organisationen. Zuvor war er als Chief Marketing Officer bei Enscape (Real-Time Rendering und Virtual Reality für Architekten) bzw. als Chief goood Officer beim sozialen Mobilfunkanbieter goood tätig. Er gründete das Institut für Kommunikation in sozialen Medien und die Fachgruppe Digitales Fundraising im Deutschen Fundraising Verband.

2 Comments

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    Liebe Cornelia,
    wir stimmen Dir zu 100% zu. Genau desshalb ist es aber unser Ansatz auch kleineren Organisationen ein entsprechendes Angebot zu bieten. Dabei haben wir ein besonderes Augenmerk auf Themen wie Beziehungsmanagement, Online-Fundraising und SEPA gelegt. Es ist unser erklärtes Ziel auch nicht so großen Organisationen ein Einstieg in ein professionelles Spendermanagement zu bieten und hier mit einer benutzerfreundlichen und innovativen Software eine Vorreiterrolle einzunehmen. Eine Fundraisingsoftware bringt nur dann etwas, wenn auch alle Beteiligten sie bedienen können. Dann kann sie tatsächlich einen großartigen Einfluss auf Spendergewinnung und Spenderbindung haben.

    Freundliche Grüße,
    Thomas Stolze

  2. Avatar

    Ich beschäftige mich viel mit eCRMs und dabei fällt auf, dass bis dato noch kein mir bekanntes “offline”-CRM wirklich brauchbare und schnell einsetzbare Online-Funktionalitäten anbieten kann. Ein fundamentaler Unterschied ist wohl, dass Online Advocacy- und Spendenfunktionen einander viel viel mehr bedingen als offline. Da der Kauf von Adresslisten für die Online-Kommunikation nicht wirklich praktikabel ist, muss das List-Building eben anders geschehen. Die war und ist fürs klassische Mailing anders, deshalb ist dort das Thema organisches List-Building (über Actions, aber auch über Sharing) so schwach entwickelt. Für die nächsten paar Jahre wird sich das meines Erachtens auch nicht ändern, da die “alten” Anbieter von Grund auf erneuerte Produkte auf den Markt bringen müssten. Vor allem kleinere Organisationen können aber schon heute gut auf ein e-CRM setzen für die Online-Kommunikation und -Spenden , die Buchhaltung wird aber weiterhin mit einem fürs jeweilige Land geeignete Buchhhaltungsprogramm gemacht werden müssen. Eine vergleichende Liste von eCRMs gibts unter http://bit.ly/1bINu0j. Die ist nicht von mir. Ein vergleichender Artikel von mir zu eCRMs erschien kürzlich im Deutschen Fundraising Magazin, nachzulesen unter http://bit.ly/15uVtrH

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