Interviews

7 Fragen an Stefan Stolle, Head Communications & Fundraising bei HELVETAS Swiss Intercooperation

Stefan Stolle beantwortet unsere 7 Fragen. HELVETAS lancierte als eine der ersten Schweizer NPO dieses Jahr eine echte Social-Funding-Plattform im Sinne von Peer-to-Peer-Fundraising:
www.mein-wunsch.org.

Erfahren Sie von Stefan Stolle, Head Communications & Fundraising bei HELVETAS Swiss Intercooperation, die größten Herausforderungen, wichtigsten Ziele, warum es beim langfristigen Fundraisingerfolg eher auf den Nettobetrag als auf einen hohen Return on Investment (ROI) ankommt und was ROI für ihn bedeutet.

Stefan Stolle, Head Communications & Fundraising bei HELVETAS Swiss Intercooperation

1. Sind Sie Quereinsteiger oder ausgebildeter Fundraiser?

Ich kenne niemanden, der als Fundraiser geboren wurde. Es ist ein typischer Quereinsteigerberuf. Das Talent und die Freude, andere Menschen zu inspirieren und zu mobilisieren sollte man aber mitbringen. Ich arbeite seit 17 Jahren als Fundraiser. Davor war ich im Marketing in der Transport- und Tourismusbranche tätig. Auch mein früheres freiwilliges Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit, wozu auch die Mittelbeschaffung gehörte, bildet eine der Säulen meiner späteren Fundrasing-Kariere. Als dipl. PR-Berater verbinde ich außerdem Kommunikations Know-How mit Marketingerfahrung, was sich für das Fundraising als ideal erweist.

2. Was ist nach Ihren Erfahrungen die größte Herausforderung/Schwierigkeit im Fundraising?

Fundraising ist ein investitionsgetriebenes Geschäft. Erfolgreiches Fundraising erfordert die Bereitschaft, in die Spendenwerbung zu investieren. Diese Überzeugung stellt mit Abstand die größte Herausforderung für alle Fundraiserinnen und Fundraiser dar. Zuviele NPOs setzen Fundraisingerfolg noch immer mit einem möglichst hohen Return on Investment (ROI) gleich anstatt sich auf den Nettoertrag zu konzentrieren. Ohne Investitionen sind aber Innovationen und in Folge Wachstum der Erträge nicht möglich. Deshalb steht ROI für mich für Restrict Our Innovation.

3. Welcher Fundraisingkanal war bisher er erfolgreichste in ca. den letzten drei Jahren und warum war er erfolgreich?

Wichtig ist ein ausgewogener Fundraising-Mix. Wer nur auf eine Karte setzt geht ein großes Risiko ein. Das traditionelle Direct Mail ist noch lange nicht tot. Dank kreativer und innovativer Mailingkonzepte sehe ich nicht nur bei Helvetas jährliche Wachstumsraten von deutlich über 10 Prozent in diesem Kanal. Die Investitionsbereitsschaft vorausgesetzt führt außerdem Direct Dialog (F2F) langfristig zu wachsenden und gut planbaren Erträgen. Schliesslich tragen echte Partnerschaften mit Vergabestiftungen wesentlich zum Wachstum der letzten Jahre bei.

4. Mobile: Auch das Thema mobile Fundraising spielt in der strategischen Ausrichtung eine große Rolle. Wie wichtig sind Ihnen mobile Kampagnen?

Der Anteil an Online- und Mobilspenden liegt bei Helvetas noch immer deutlich unter 5 Prozent. Die technische Infrastruktur für digitales Spenden steht aber bereit. Mit www.mein-wunsch.org hat Helvetas als eine der ersten schweizer NPOs dieses Jahr eine echte Social-Funding-Plattform im Sinne von Peer-to-Peer Fundraising lanciert. Die Herausforderung liegt darin, diesen neuen Kanal offensiv zu bewerben. Im Gegensatz zu den traditionellen Kanälen stehen wir dabei ganz am Anfang der Lernkurve.

mein-wunsch.org

5. Ein Blick in die Zukunft…Welches ist Ihr wichtigstes Fundraising-Ziel bis 2015?

Es gibt genau zwei Ziele, wonach Helvetas ihr Fundraising ausrichtet: Wir wollen erstens die Nettoerträge weiter steigen, um unseren Entwicklungsprojekten mehr Mittel zukommen zu lassen. Und wir werden zweitens die Spenderbindung weiter stärken, indem wir unsere Spenderinnen und Spender konsequent ins Zentrum unserer Fundraisingkommunikation stellen.

6. Welche werden Ihre wichtigsten Fundraising-Kanäle für die nächsten 3 Jahre sein?

Das Public Fundraising und das Individual Fundraising tragen je rund zur Hälfte der Spendeneinnahmen von Helvetas bei. Diesen ausgewogenen Mix möchten wir beibehalten. Entsprechend investieren wir auch in Zukunft in die klassischen Direct Marketing Kanäle und bauen die individuelle Betreuung institutioneller Spender und Major Donors kontinuierlich aus. Darüber hinaus haben wir damit begonnen, das institutionelle Fundraising über die Schweizer Landesgrenzen hinaus zu diversifizieren.

7. Abschließend eine persönliche Frage: Sie haben sich in der Fundraisingbranche einen guten Namen gemacht. Was sind für Sie die drei wichtigsten Eigenschaften, um in der Branche erfolgreich zu sein.

Erfolg hat wenig mit persönlichen Eigenschaften eines Einzelnen zu tun. Jim Collins, der Autor von ‘Good to Great’ sagt: ‘get the right people on the bus’. Helvetas hat in den letzten Jahren ein exzellentes Fundraising- und Kommunikationsteam aufgebaut. Unser Team weiß genau, welchen bedeutenden Beitrag es für die Erreichung der Ziele von Helvetas leistet. Außerdem gilt es, sich den diffusen Entscheidungsmechanismen, die vielen NPOs eigen sind, anzupassen. Das heißt, ich muss nicht immer selber entscheiden, sondern lediglich dafür sorgen, dass die richtigen Entscheidungen gefällt werden.

Stefan Stolle, vielen Dank für das Interview!

Katja Prescher
Author Katja Prescher

Als Leiterin Kommunikation der Intelliact AG, Zürich und Leiterin Kommunikation​, Kampagnen, Online-Fundraising​ bei BOS Schweiz bietet Katja Prescher zudem mit «SoZmark Communication» Organisationen und Unternehmen einheitliche Beratung, Konzeption und Umsetzung in Kommunikations- und Fundraising-Projekten an. Sie arbeitete für namhafte Kunden wie Schweiz. MS-Gesellschaft, WWF Schweiz, Amnesty International, Caritas, Public Eye usw. Sie gibt Impulse für die stetigen Weiterentwicklung im Fundraising, in der Kommunikation und in der Kampagnenarbeit.

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